Wenn Du reich geboren wirst, hast Du vielleicht finanzielle Risiken, aber Du kannst sie tragen. Daher finde einfach Deinen Sinn im Leben und genieße es! Für alle anderen stellt sich die Situation anders dar, weil es sich lohnt, das finanzielle Risiko im Verlauf des Lebens zu kontrollieren. Allerdings ist dieses nicht statisch, sondern verändert sich. Jedes finanzielle Risiko ist im Verlauf des Lebens anders zu betrachten. Aber ganz von vorne.
Der Beginn ist entscheidend
Das erste Risiko betrifft die Entscheidung, wann Du anfängst zu sparen. Es klingt bedeutungslos und komisch, ist aber tatsächlich ein Risiko. Außerdem ist es leicht Ausreden zu finden, warum noch nicht der richtige Zeitpunkt ist – aber das ist trügerisch. Denn der Vermögensaufbau kostet Zeit und je länger Du wartest, umso weniger Zeit bleibt Dir. Es ist bspw. leicht, dies auf den Zeitpunkt zu verschieben, bis die Arbeit wirklich beginnt. Aber wer mit über 30 Jahren beginnt, hat eben schon fast 15 Jahre verloren, zum Sparen und vor allem hinsichtlich des Wissens und der Erfahrung bei der Geldanlage.
Das klingt vielleicht noch gar nicht so bedrohlich, weil mit Anfang 30 noch gut 30 Jahre bis zum geplanten Ruhestand übrig bleiben. Aber selbst bei einer Rendite in Höhe von 2% und gleichbleibender Sparleistung ist der Unterschied bei zusätzlichen 15 Jahren 77%. Wer 5% Rendite erzielt hat sogar 140% mehr und bei 7% gut das Dreifache, genauer 203% mehr.
Die zusätzlichen 15 Jahre wirken sich neben der Dauer aber auch auf die Erfahrung aus, welche wiederum zu einer besseren Rendite beiträgt. Das Ergebnis wird dadurch doppelt besser. Also vielleicht vergleichen sich 30 Jahre mit 5% eher mit 45 Jahren bei 7%, so dass der Unterschied bereits das fünffache ist – unglaublich, oder?
Der Wert der Arbeitskraft ist die Basis
Auch wenn zu spät anzufangen ein Risiko ist, es ist einfach damit umzugehen. Solltest Du noch nicht angefangen haben, fange mit dem Sparen an – nicht irgendwann, jetzt. Wenn Du schon angefangen hast, umso besser, dann hast Du auch schon ein Vermögen, egal wie groß es ist. Dieses Vermögen gilt es zu analysieren, denn Deine finanziellen Risiken ergeben sich aus den Vermögenswerten.
Der größte Vermögenswert in jungen Jahren ist dabei häufig der Wert der Arbeitskraft. Deshalb ist es das zweite Risiko, diese nicht zu schützen und das dritte, den Wert nicht weiterzuentwickeln. Der Schutz ist einfach mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu erreichen, wobei der Preis dieser mit der Dauer der Absicherung steigt. Denn die Wahrscheinlichkeit erwerbs- oder berufsunfähig zu sein steigt mit dem Alter an. Wer es anstrebt, mit 50 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen, kann daher Geld sparen, wenn die Absicherung nur bis dahin oder bis zum Alter von 55 läuft. Der Wert der Arbeitskraft geht von viel zu nichts, weshalb sich das Risiko im Verlauf des Lebens verändert bzw. verringert.
Das dritte Risiko, die Weiterentwicklung des Wertes der Arbeitskraft, ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Die Arbeitswelt entwickelt sich weiter und das sollte jeder Arbeitnehmer berücksichtigen. Wer sich weiterbildet, dazulernt und für seinen Chef bessere und wertvollere Arbeit leisten kann, wird mehr verdienen. Besonders am Anfang des Berufslebens ist der Hebel groß und entsprechend stark steigt der Wert der Arbeitskraft an. Hier gilt, wie beim Vermögensaufbau, je früher desto besser, weil im Verlauf des Lebens die Auswirkung sinkt.
Über die Vermögensaufteilung wird gesteuert
Ein sehr großer Teil des Vermögens ist in jungen Jahren im Wert der Arbeitskraft gebunden und das Ziel muss es sein, Teile davon in der Vermögen zu überführen. Jede Ausgabe ist nichts anders als eine Umschichtung, entweder zum Verbrauch oder zum Sparen. Der Verbrauch kann kurzlebig sein, wie Essen, Strom oder Kleidung, sowie langlebig, wie eine Waschmaschine, ein Auto oder ein Haus. Beim Sparen wird nach der Verfügbarkeit des Geldes unterschieden. Das Geld, das auf dem Konto liegen bleibt, kannst Du jederzeit nutzen. Anlagen in Wertpapiere oder Immobilien musst Du erst verkaufen und bei geschlossenen Fonds oder Beteiligung ist sogar der Verkauf unmöglich.
Die erste Umschichtung des Wertes der Arbeitskraft in Kontoguthaben erfolgt automatisch mit der Auszahlung des Einkommens. Hier darf aber nicht Schluss sein! Das Geld nicht in andere Anlageklassen umzuschichten, die eine höhere Rendite abwerfen, ist das nicht zu unterschätzende vierte Risiko. Am besten kann diesem Risiko begegnet werden, in dem Du Dir Gedanken darüber machst, welche Vermögensaufteilung Du anstrebst. Sowohl hinsichtlich der Rendite als auch des Risikos. Die finanziellen Risiken der ersten Geldanlagen sind jedoch meistens gering, weil der Wert der Arbeitskraft im Verhältnis so viel größer ist.
Vor jeder Investition kann dann durch den Abgleich der aktuellen mit der gewünschten Vermögensaufteilung festgestellt werden, in welche Anlageklasse diese erfolgen sollte. Vergiss jedoch nicht regelmäßig zu kontrollieren, ob Du Deine gewünschte Vermögensaufteilung noch einhältst. Besonders, wenn Dein Vermögen wächst. Denn eine andere Vermögensaufteilung geht immer auch mit einer anderen Rendite und einem anderen Risiko einher. Dies ist das fünfte Risiko, das Du beachten solltest.
Mit dem Vermögen verändert sich das Risiko
Ziel muss es sein, dass das Vermögen jedes Jahr wächst. Besonders am Anfang ist dies jedoch schwer, weil eben ein großer Teil des Einkommens verbraucht wird. Mit wachsendem Vermögen wachsen jedoch die Erträge und irgendwann übersteigen sie hoffentlich Deine Ausgaben. Dann wächst nicht nur Dein Nettovermögen, sondern auch Dein vollständiges, also mit dem Wert der Arbeitskraft. Deshalb ändert sich das Risiko im Verlauf des Lebens.
Gleichzeitig sinkt das Risiko, das den Wert Deiner Arbeitskraft betrifft. Denn wer seinen Bedarf zum Leben aus den Erträgen seines Vermögens bestreiten kann, braucht kein Arbeitseinkommen mehr. Wer immerhin die Hälfte decken kann, hat auch nur noch das halbe Risiko. Dieses Risiko sinkt allerdings auch unabhängig vom Vermögenswachstum mit jedem Monat, den Du dem Renteneintritt näher kommst.
Spätestens dann gibt es ein sechstes Risiko. Dieses hängt damit zusammen, wie eng Deine Kalkulation bis an Dein Lebensende ist. Es ist groß, wenn Du überhaupt keine Kalkulation bis zum Ende Deines Lebens hast. Mit der Berechnung sinkt es zumindest, allerdings kennt keiner den Zeitpunkt des Lebensendes. Bis auf sehr große Vermögen besteht damit immer das Risiko, dass das Vermögen vor dem Leben zu Ende geht.
Ein Puffer erhöht die Rendite
Je sicherer Du sein kannst, dass Dein Vermögen bis zum Lebensende ausreicht, umso geringer ist Dein Risiko. Denn egal, wie gut Du rechnest, es kann immer etwas schief gehen und genau das ist Dein Risiko. Wer einen großen Puffer hat, muss sich diese Gedanken nicht machen. Dann kann einiges passieren, ohne dass Dir das Geld ausgehen wird.
Außerdem darfst Du nicht unterschätzen, dass Du bei der Geldanlage umso weniger Rendite erzielen wirst, je weniger Risiko Du eingehen kannst. Wer knapp kalkuliert hat, kann aber nicht so viel Risiko eingehen. Ein Puffer hat also noch den weiteren Vorteil, dass die Rendite der Geldanlage durchschnittlich höher sein wird, weil riskantere Anlagen möglich sind. Wer hat, dem wird gegeben.
Je höher die Vermögensrendite ist, umso besser wird sich das Vermögen entwickeln. Mit wachsendem Vermögen sinken alle Deine finanziellen Risiken. Wenn das kein überzeugendes Argument ist, sich intensiv und so früh wie möglich damit zu befassen, weiß ich auch nicht. Aber Du musst nicht, es ist Deine Entscheidung! Das Risiko verändert im Verlauf des Lebens, Du kannst dies über das Wachstum Deines Vermögens beeinflussen.
Das finanzielle Risiko im Verlauf des Lebens
Hoffentlich ist die Entwicklung Deines Vermögens positiv und es steigt mit Deinem Alter an. Je größer es wird, umso unabhängiger wirst Du nicht nur von Deinem Einkommen, sondern umso kleiner werden Deine finanziellen Risiken. Dies nicht nur im Blick zu haben, sondern durch eine gute und passende Vermögensaufteilung aktiv zu steuern und zu unterstützen, ist die beste Risikovorsorge, die Du Dir wünschen kannst.
Übrigens möchte ich etwas nicht unerwähnt lassen, es ist jedoch hoffentlich eine Selbstverständlichkeit: Während Deines Lebens brauchst Du immer eine Haftpflichtversicherung – sie kostet fast nichts und schützt Dein Vermögen. Ruhig mit hoher Selbstbeteiligung, es geht mir nicht um Bagatellschäden. Es geht um die existenziellen Risiken, die Dein Vermögen komplett vernichten. Nur als Denkanstoß zum Abschluss.