Über Renditen wird in den meisten Fällen nur Brutto gesprochen, weil sich die Netto-Renditen aufgrund der individuellen, persönlichen Situation für jeden anders darstellen. Dadurch entsteht jedoch ein falscher Eindruck von viel höheren Renditen, als sie in die Realität erzielbar sind. Außerdem wird in der Regel außer Acht gelassen, dass die Netto-Rendite immer noch deutlich über der realen Rendite liegt, für deren Berechnung die Netto-Rendite um die Inflation bereinigt werden muss. Um ein Gefühl für diesen Kostenblock zu bekommen, sollte man sich die Wirkung jeder einzelnen Komponente bewusst machen.

Der erste Schritt dazu ist, die verschiedenen Komponenten zu benennen: 

  • Kosten
    • Für Kauf- und Verkauf
    • Für Verwaltung
    • Für Verwahrung
  • Steuern (Kapitalertrags- oder Einkommenssteuern)
  • Inflation

Welche Komponente hat welchen Einfluss?

Der Anleger sollte die Auswirkung aller Komponenten auf die Rendite minimieren, weil jede einzelne die Rendite senkt. Es gilt also nicht nur die günstigsten Produkte zu finden, sondern darüber hinaus ein hinsichtlich der anfallenden (Anlage-)Kosten optimales Umfeld zu schaffen. Dies bedeutet bspw., dass die Investition in Indexfonds oder ETFs bei einem Online-Broker zu günstigsten Kosten erfolgen sollte. Dadurch fallen keine Kosten für die Verwahrung an. Ebenso keine Kosten für den Kauf der Fonds, weil dieser über kostenlose Sparpläne erfolgen kann. Für den Verkauf sind allerdings 0,30% an Kosten einzuplanen. (Das ist etwas mehr als die angegebenen 0,25% der meisten Broker, weil noch diverse Gebühren hinzukommen.)

Als Steuern auf die Erträge sind die Kapitalertragssteuer in Höhe von 25%, sowie der Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5% auf die Kapitalertragssteuer zu berücksichtigen. Eine eventuell zu entrichtende Kirchensteuer erhöht die Steuern zusätzlich. Nach Kosten und Steuern ergibt sich eine Netto-Rendite, welche nach Berücksichtigung der Inflation zu einer realen Rendite wird. Diese letzte Korrektur hat in der Regel (neben den Steuern) die größten Auswirkungen: Selbst eine Inflation in Höhe des EZB-Ziels von knapp unter 2% ist meistens höher als die sonstigen Kosten. Die Frage ist letztlich, welche reale Rendite bei welcher Brutto-Rendite nach verschiedenen Laufzeiten verbleibt. Oder anders formuliert, ob die verbleibende (reale) Rendite für eine ausreichende Vermögensentwicklung ausreicht – oder nicht.

Lass uns ein das mal durchrechnen…

Wird über einen Zeitraum von 10 Jahren ein monatlicher Betrag von 100 EUR eingezahlt, entspricht dies einem Gesamtbetrag von 12.000 EUR. Wird der Betrag jeden Monat angepasst, so dass der Betrag nach Inflation einem Betrag von 100 EUR entspricht, werden es nach heutigen Maßstäben zwar 13.313,98 EUR gewesen sein – bei höherer Inflation aber auch deutlich mehr. Allerdings entspricht dieser Wert nur noch einem realen Betrag von 11.029,76 EUR – entsprechend kann das bei höherer Inflation auch deutlich weniger sein.

Die Ursache dafür, dass es am Ende weniger als 12.000 EUR sind, liegt darin begründet, dass nur die monatlichen Beiträge steigen, nicht jedoch das bereits eingezahlte Vermögen. Die ersten 100 EUR sind dadurch eben nur noch 82,84 EUR wert. Der gleiche Effekt trifft auch die folgenden Einzahlungen entsprechend. Wer also inflationsbereinigt Geld unterm Kopfkissen versteckt oder zu 0% verzinst auf einem Konto parkt, verliert nach 10 Jahren Sparen damit schon fast 1.000 EUR oder 8,09% – selbst bei einer geringen Inflation von nur rund 2%.

Berechnungen zeigen das Ausmaß der Kosten und Steuern

Bei einer Brutto-Rendite in Höhe von 4% steigert sich der über die 10 Jahre eingezahlte Betrag wenigstens auf 16.072 EUR, woraus sich ein Ertrag in Höhe von 2.710 EUR ergibt. Dieser ist entsprechend zu versteuern, so dass nach Verkaufsspesen ein Nettobetrag von 15.309 EUR verbleibt. Nach Inflation stehen wir nur noch bei 12.683 EUR – ein Betrag, der nur noch geringfügig über den eingezahlten und inflationsbereinigten 12.000 EUR liegt. Tatsächlich entspricht das einer realen jährlichen Verzinsung in Höhe von 1,27%. Von den ursprünglichen 4% Brutto-Rendite werden demnach gut 68% aufgefressen oder absolut fast 2,75%.

Wird die Dauer der Anlage von 10 auf 40 Jahre verlängert, gleichen sich verschiedene Effekte aus. Die Rendite liegt aus diesen Grund nahezu unverändert bei 1,26%. Bei 10% Brutto-Rendite dagegen kann der Zinseszins stärker wirken, weshalb die Rendite über die Laufzeiten ansteigt: von 5,99% bei 10 Jahren bis zu 7,02% bei 50 Jahren. Auf kurze Laufzeiten wären damit gut 40% verloren, bei langen Laufzeiten immer noch knapp 30%. Interessant ist aus meiner Sicht jedoch eher der “realistische Bereich” mit Anlagedauern von 30 Jahren und einer Bruttoverzinsung von 8%, wie in der Vergangenheit, oder 6%, wie für die Zukunft zu erwarten. Die reale Rendite dafür entspräche 4,72% für 8%. Eine Reduzierung um über 41%. Bzw. 2,92% für 6%, was jedoch eine Reduktion um über 51% bedeuten würde.

Die realen Renditen für verschiedene Höhen der Zinsen und unterschiedlichen Laufzeiten von 10 bis 50 Jahren sind in der Grafik dargestellt. Alleine durch den Verlauf der Linien wird deutlich, dass der Zinseszins-Effekt erst ab einer gewissen Höhe der Zinsen wirkt. Er muss daher im Zentrum Deiner Überlegungen zur Geldanlage stehen, wenn Du auf eine gute Vermögensentwicklung abzielst.

Vergiss nominale Rendite – auf reale kommt es an!

Als Faustformel kannst Du annehmen, dass bei Brutto-Renditen im Bereich von 6% bis 8% die realen Renditen gut 3 bis 3,5 % tiefer liegen. Je kürzer die Laufzeit, desto niedriger die Netto-Rendite. Wohlgemerkt: Dieser gravierende Abschlag fällt bereits bei den genannten niedrigen Gebühren an. Fallen höhere Verwaltungsgebühren für einen Fonds an, denkbar sind hier 1,5% oder mehr, so reduziert sich die Rendite zusätzlich um diesen Satz.

Geringer schlagen Kauf- oder Verkaufsgebühren auf das Ergebnis durch. Diese können bei Fonds auch entfallen, allerdings würde auch hier ein Ausgabeaufschlag von 3% oder sogar 5% wieder deutlich teurer werden. Sicher ist, dass damit ganz sicher keine vernünftigen Anlageergebnisse mehr erzielbar sind. Für Dich ist wichtig, dass die realen Renditen Dein Maßstab sein müssen. Sie entscheiden darüber, ob sich Dein Geld überhaupt vermehrt!

Welche reale Verzinsung kann erwartet werden? Beschäftige Dich bei Deinen Anlagen damit. Anschließend nutze eine Finanz App wie den Vermögensheld, um die reale Rendite auf Dein Vermögen zu bestimmen. Es bildet die Basis für Deinen Wohlstand.