Um die Rendite Deines Vermögens zu bestimmen, sind drei Dinge notwendig.

Als erstes musst Du alle Vermögenswerte zu Beginn und zum Ende eines von Dir gewählten Zeitraums erfassen. Gehst Du auf Jahresebene vor, nimmst Du zum Beispiel den 31. Dezember.

Im zweiten Schritt musst Du die vorhandenen Vermögensteile bewerten. Dies ist bei börsennotierten Aktien oder Fonds noch leicht; bei anderen Vermögensteilen wie Autos, Immobilien oder Unternehmensanteilen kann das aber ungleich schwerer werden.

Zum Schluss musst Du Ein- und Auszahlungen herausrechnen, weil sie die Rendite des Vermögens beeinflussen. Dafür wiederum muss klar sein, was Ein- und Auszahlungen sind und wie Du diese bestmöglich berücksichtigen kannst.

Wenn Dich die Zukunft interessiert, musst Du die erhaltenen Ergebnisse eventuell noch glätten, da die Aussagekraft andernfalls eher gering ist, falls volatile Vermögenspositionen enthalten sind.

Renditen von +18%, -12%, +23%, -6%, … in aufeinanderfolgenden Jahren lassen eben keine leichte Prognose für das kommende Jahr zu.

Vermögenswerte sind leicht zu erfassen

Unter der Annahme, dass es Dir wirklich um den Aufbau von Vermögen geht, kommst Du um eine Vermögensbilanz nicht herum. Die Aufstellung der Vermögensbilanz ist dabei eine Frage des Fleißes und der Anzahl der Vermögenswerte, die Du in Deiner Bilanz erfassen möchtest. Diese Anzahl hängt sowohl von der Höhe Deines Vermögens und Diversifizierung ab. Dies wiederum von der Präzision, mit der Du Dich dafür interessierst. Inwiefern die einzelne Erfassung Deiner Möbel bspw. noch zielführend ist, hängt im Wesentlichen von Deinen Ansprüchen an Genauigkeit ab.

Dir muss bewusst sein, dass die Rendite aus den Summen der Vermögenswerte berechnet wird und damit auch nur in diesem Maße genau sein kann. Die Vollständigkeit spielt deshalb nur eine untergeordnete Rolle, solange die Vergleichbarkeit über den Zeitraum gegeben ist. Für diejenigen nur mit Konten und Depots kann alles automatisch erfasst und bewertet werden. Mit nur einer Immobilie und einem Kredit ist es ebenfalls noch leichter als für jemanden mit einem Vermögen in Höhe mehrerer Millionen € über verschiedene Anlageklassen.

Schon bei einem Wertpapierdepot gibt es jedoch durchaus Gestaltungsspielraum, den Du nutzen kannst. Verfügst Du über ein Depot, so kannst Du entweder jeden Wert einzeln oder nur das Depot als Ganzes erfassen. Gegebenenfalls ist diese Unterscheidung auch für Unterdepots anzuwenden. Welche Variante für Dich die Richtige ist, hängt hauptsächlich von Deinem Informationsanspruch ab. Der Gesamtwert ist in allen Fällen identisch. Der Finanz-App Vermögensheld erfasst jedes Wertpapier einzeln und lässt sogar eine für jedes Wertpapier unterschiedliche Zuordnung zu Anlageklassen zu.

Du bestimmst die Genauigkeit

Verfügst Du nur über einen oder wenige Fonds, die zudem in nur eine Anlageklasse mit vergleichbaren Anlagezielen investieren, so können diese durchaus in Summe betrachtet werden. Sind es aktiv geführte Fonds, so kann die Eingabe des Wertes in regelmäßigen Abständen jedoch nützlich sein, ein besseres Bild der Wertentwicklung zu erhalten. Bei passiven Fonds reicht die Betrachtung des Indexes dafür aus. Für Investitionen in Anleihen und Aktien, ob direkt oder mittels Fonds, sind dagegen Unterdepots für die jeweilige Anlageklasse oder eine Einzelbetrachtung empfehlenswert. Die kombinierte Wertentwicklung hat ansonsten keinerlei Aussagekraft.

Mir hat die getrennte Betrachtung von Indexfonds und meinen Investitionen in einzelne Aktien geholfen. Nur so war es mir möglich, mein Anlageverhalten kritisch zu hinterfragen und zum Wohle der Gesamtperformance anzupassen. Bis zum Jahre 2000 waren meine Einzelinvestments in Technologie- und Finanz-Werte erfolgreich und haben bspw. den DAX oder den S&P 500 locker abgehängt. In den folgenden Jahren war dies nicht mehr gegeben. Mein schlechteres Abschneiden über einen längeren Zeitraum hat mich dazu bewogen, immer mehr passiv zu investieren. Zugegen, in den letzten Jahren wäre es wieder sehr erfolgreich gewesen.

Du kannst Dich für jeden Weg entscheiden. Am Ende ist es die Information, die Du daraus gewinnst, die Dich weiterbringt. Ob es der Depotwert bis auf €-Cent Genauigkeit sein muss oder auf 10 oder sogar 1.000 € gerundet, hängt vom Gesamtvermögen ab. Wichtig ist, dass auch Sachpositionen wie Autos oder Immobilien erfasst sind. Deren Wertverlust muss ebenfalls mit einbezogen werden, weil ansonsten die Rendite zu hoch ausfällt. Diese zu überschätzen kann anschließend dazu führen, bei der langfristigen Entwicklung deutlich daneben zu liegen.

Insgesamt ist es sinnvoll, die Rendite auf das Vermögen eher zu unterschätzen. Deshalb ich empfehle sämtliche Werte konservativ und nicht optimistisch anzugeben. Wie Du es letztlich umsetzen willst, liegt nur in Deiner Hand. Wichtig und Pflicht ist jedoch, dies über den ganzen Zeitraum einheitlich vorzunehmen. Zu Beginn konservativ und am Ende optimistisch führt vielleicht zu einer ansehnlichen Rendite, die es in Wirklichkeit gar nicht gab und umgekehrt. In beiden Fällen wird die Aussage zunichtegemacht, um die es uns hier geht.

Die Ein- und Auszahlungen sprengen die Grenze

Um die Schwierigkeiten von Ein- und Auszahlungen besser zu verstehen, vergleichen wir das Vermögen mit dem in einem Depot. In einem Depot ist die Abgrenzung einfach vorzunehmen, weil entweder Geld auf das Verrechnungskonto des Depots ein- oder ausgezahlt wird. Je häufiger diese Zahlungen jedoch sind, desto schwieriger ist die exakte Bestimmung der Rendite oder Performance des Depots. Diese muss im ersten Schritt für jeden Zeitraum bestimmt und im zweiten Schritt noch kombiniert werden. Aber grundsätzlich steht einer Berechnung eigentlich nichts im Wege.

Die Schwierigkeit beginnt nun damit, dass Dein Vermögen keinen solchen Filter mit einem Verrechnungskonto hat, auf das Geld explizit eingezahlt oder von dem ausgezahlt wird. Jeder Kauf, ob Lebensmittel, Kleidung oder ein Auto, verändert das Vermögen und müsste berücksichtigt werden. In allen drei Beispielen würdest Du Geld bezahlen und bekommst als Gegenwert etwas. Die Lebensmittel wären jedoch schon bald nichts mehr wert oder verbraucht. Die Kleidung hat in der Regel nur geringen Wiederverkaufswert, der Wert ist damit auch zu vernachlässigen oder nur insgesamt anzusetzen. Lediglich das Auto könntest Du mit seinem Wert wieder in Dein Vermögen aufnehmen, allerdings verliert es im Anschluss jeden Tag ein wenig an Wert.

Solltest Du noch arbeiten, so ist Dein Nettoeinkommen auf jeden Fall eine Steigerung des Vermögens. Allerdings keine, die mit der Rendite des Vermögens zusammenhängt. Die Differenz zwischen dem Einkommen und den Ausgaben ist mit der Sparrate gleichzusetzen, bzw. der Entnahme oder dem Verzehr bei negativen Ergebnissen. Dies stellt damit die Sparrendite dar. Dieser Wert ist vom Vermögensertrag abzuziehen und verändert aus diesem Grund die Rendite.

Werthaltige Güter, die im Zeitraum angeschafft wurden, sind natürlich mit ihren Vermögenswerten wiederum diesem Ergebnis hinzuzufügen. Hier findet daher keine Veränderung des Vermögens statt, nur eine Umschichtung zwischen verschiedenen Anlageklassen. Wichtig ist jedoch, dass diese Buchungen aus diesem Grund nichts im Budget zu suchen haben. Es sind keine Ausgaben oder Einnahmen, im Falle von Verkäufen, weil es eben Umschichtungen sind. Damit verändert sich die Liquidität, sonst nichts.

Unterschied zwischen Bilanz und Budget

Die Betrachtung eines Depots spielt damit erneut seine Vorteile gegenüber den Einzelwerten aus, wenn es zu einer Dividendenausschüttung kommt. In diesem Fall würde die Rendite der Einzelposition nämlich zu niedrig ausgewiesen, während der Wertzuwachs auf einem Verrechnungskonto komplett ein falsches Bild abgeben würde. Die gleiche Situation träfe bei Ausschüttungen von Anleihen ebenfalls zu. Bei geschlossenen Fonds, in der Regel Minderheitsanteile an Gesellschaften, wird die Wert- und Rendite-Bestimmung durch Aus- und Einzahlungen noch komplizierter und aufwändiger.

Am Ende wirst Du ein gutes Gefühl dafür haben, ob Du etwas zurücklegen kannst. Ebenso, wie hoch dieser Sparbetrag ungefähr ist, pro Monat oder pro Jahr. Für die Berechnung der Rendite kommt es nicht so sehr darauf an, ob dies monatlich oder nur einmal jährlich erfolgt. Auch nicht, ob es am 1., 15. oder 20. eines Monats geschieht. Viel wichtiger ist, wie hoch die Sparbeiträge im Verhältnis zur Höhe des Vermögens ausfallen, weil dies den Einfluss auf die Rendite bestimmt. Je größer das Vermögen wird, desto geringer wird der Einfluss der Sparrate.

Nach der Prognose wird gesucht

Gerade am Anfang des Vermögensaufbaus kann es vorkommen, dass die Sparrate einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung des Vermögens darstellt. Betrachten wir ein Vermögen in Höhe von 30.000 € und eine Sparrate von monatlich 300 €. Alleine dadurch würde sich das Vermögen pro Jahr um 3.600 € oder 12,0% erhöhen, selbst wenn die Rendite auf das Vermögen 0% wäre. Schon ein Jahr später wäre der Zuwachs übrigens nur noch 10,7%. Die Rendite des Vermögens sinkt also.

Sind die 30.000 € nun in Aktien angelegt, so kann das Ergebnis selbst bei einem Indexfonds durchaus in einem Jahr -10% und im folgenden +22% lauten, oder umgekehrt. Im Durchschnitt entspräche dies es ungefähr 6%, ein realistischer Wert für Aktien in der Vergangenheit. Inklusive der Sparraten käme nun jedoch ein Ergebnis von zuerst 2,0% und anschließen 33,8% heraus. Aber keine der beiden Zahlen ist aussagekräftig bei einer Sparrate im Bereich von gut 10%.

Aus diesem Grund gehören die Zahlen geglättet. Unabhängig davon, ob Du die Sparraten herausrechnest oder nicht. Im Beispiel sind der Einfachheit halber nur Werte von 2 Jahren angegeben. Ich empfehle jedoch, einen Durchschnitt über mindestens 5 Jahre zu bilden, um ein Gefühl für die tatsächliche Entwicklung zu bekommen. Unabhängig davon, ob die Sparraten herausgerechnet sind, lässt sich damit eine gute Prognose über die zukünftige Entwicklung ableiten.

Es ist aber auch gut, die aktuelle jährliche Rendite aus der Sparrate zu kennen, weil diese eben langfristig immer weiter sinkt. Das ist auch gut so und gewollt, weil das Vermögen eben steigt. In jedem Fall wird auch die jährliche Gesamtrendite aus dem Vermögen abnehmen. Nur der von der Sparrate unabhängige Teil wird immer erhalten bleiben. Für den Fall des Entsparens, also des Vermögensverzehrs, folgt natürlich umgekehrt eine Steigerung der Rendite.

Rendite des Vermögens – letztlich doch einfach

Insofern ist es eine gute Abschätzung, im ersten Schritt lediglich den absoluten Vermögenszuwachs in einem Jahr zu bestimmen. Anschließend kann mit der gesamten Sparleistung oder der Entnahme in diesem Jahr der Anteil der Veränderung bestimmt werden, der sich auf das Vermögen oder den anderen Teil bezieht. Zuletzt mit beidem dann die jährliche Rendite des Vermögens. Ohne dies exakt zu berechnen, kann mit dem Wissen, wie sich die Zahlen in der Zukunft verändern werden, ein gutes Gefühl gewonnen werden.

Für die Prognose der nächsten 5 Jahre kann einfach der Durchschnitt der letzten 5 Jahre verwendet werden. Je mehr volatile Vermögenswerte vorhanden sind und je größer die Sparrate oder die Entnahme aus dem Vermögen aktuell noch sind, desto größer kann die Abweichung von der Prognose sein. Aber letztlich geht es auch nicht darum, bis auf den letzten €-Cent zu bestimmen, wie hoch das Vermögen in 5 oder 10 Jahren sein könnte. Es geht vielmehr darum, ob Du mit der aktuellen Aufstellung Deines Vermögens auf dem richtigen Weg bist, oder nicht. Aus meiner Sicht unverzichtbar, dafür brauchst Du die Rendite des Vermögens.