Du musst etwas von Deinem Einkommen sparen, weil die Rente höchstwahrscheinlich niedriger ausfallen wird. Die richtige Frage ist daher auch nicht, ob Du sparen musst, sondern: Wie viel musst Du sparen? Dies ist jedoch nicht einfach zu beantworten, weil es im wesentlichen von Deinen Ausgaben abhängt. Üblicherweise sind die Ausgaben nicht konstant über das Leben, weil Sondereinflüsse wie bspw. Familie und Kinder oder ein Haus bzw. eine Wohnung großen Einfluss haben. Aber folgende Grafik betrachtet nur den leichten Fall, dass die Ausgaben wirklich konstant selbst in der Rentenphase sind.
Weiter sind die Ausgaben sogar inflationsbereinigt über das ganze Leben, ohne dass es unbedingt genau so sein muss. Du kannst früher auch sparen, um später weniger sparen zu müssen. Hauptsache, das gleiche Vermögen ist zu Rentenbeginn vorhanden. Jeder hat unterschiedliche Anforderungen und auch die relative Höhe des Renteneinkommens hängt durchaus von der Höhe des Bruttoeinkommens ab. Auch die Zeitpunkte unterscheiden sich, weshalb mancher die Ausgaben später als ein anderer hat. Dies kann ein Vorteil sein, wenn das Geld gut anlegt ist und hohe Erträge produziert.
Sparen ist doppelt sinnvoll!
Interessant an obiger Grafik ist jedoch die Position der Linie. Vom Bruttoeinkommen und von der Rentenzahlung gehen jeweils noch Abgaben ab, so dass das zur Verfügung stehende Nettoeinkommen deutlich darunter liegt. Wer während des Arbeitslebens sein gesamte Einkommen ausgibt, in diesem Beispiel die mittelgraue Linie, bekommt während der Rente ein Problem, sichtbar im Absinken der Linie. Denn diese beträgt Netto nur etwas mehr als die Hälfte. Niemand will jedoch vermutlich auf so viel Geld verzichten!
Wer es jedoch schafft, einfach auf einen Teil zu verzichten, der hat schon während des Berufslebens nur die hellgraue Linie zum Leben. Wir das gesparte Geld zu 3% nach Steuern und Inflation verzinst, so ist daraus zu Rentenbeginn ein Vermögen entstanden. Dieses reicht bei gleicher Verzinsung aus, um die Rente auf genau den Betrag wie vorher aufzustocken. Es sind also keine Einbußen notwendig!
Wer spart profitiert daher nicht nur vom vorhandenen Vermögen, sondern ebenso vom geringeren Bedarf. Sicherlich ist dieser Vorteil gewissermaßen teuer erkauft, weil der Lebensstandard niedriger liegt. Aber im Gegensatz zu weniger in der Rente ist dies ein geringes Übel. Wer anderer Meinung ist, kann versuchen nur einen Monat diesen großen Anteil zu sparen, ohne große Posten wie Miete oder Auto zu kürzen. Einzig eine deutlich Erhöhung der Rendite würde es ermöglichen, die Sparraten niedriger zu wählen. Aber das ist im Voraus sehr riskant!
Berechne Deine Rentenlücke!
Bei einem Einkommen zwischen 30.000 Eur und 90.000 Eur beträgt die Rentenlücke ungefähr 45%, aber sie hängt natürlich vom Einkommensverlauf und anderen individuellen Gegebenheiten ab. Deshalb berechne sie unbedingt im Detail, bspw. mit Sicht auf die Rentensituation in der Bilanz der Vermögensheld Finanz-App. Ausgehend von dieser Rentenlücke und einem 40-jährigen Sparvorgang kann bestimmt werden, welche Sparquote geeignet ist, die Rentenlücke zu schließen.
Eine Sparquote von 0% entspricht keinem Sparbetrag und damit der maximalen Rentenlücke. Mit dem Ansteigen der Sparquote steigt der Sparbetrag an und entsprechend sinkt bereits die Rentenlücke, weil das verfügbare Einkommen sinkt. Selbst mit einer Sparquote in Höhe von 15% bleibt noch eine Rentenlücke von knapp 10.000 Eur übrig. Aber das ist erst einmal kein Problem, weil das gesparte Geld genutzt werden kann, um diese Lücke zu schließen. Die Frage ist nur, wie lange reicht es dafür?
Wie lange dauert Deine Rentenzeit
Ich wünsche Dir natürlich, dass Deine Rentenzeit so lange wie möglich ist, bei bester Gesundheit. Dennoch ist es besser auf Nummer sicher zu gehen und genauer zu rechnen. Da jede Sparquote ein anderes Vermögen als Ergebnis hat muss für jedes Vermögen noch mit Verzinsung die Verzehrdauer berechnet werden. In der folgenden Grafik ist daher eine dunkle Linie für die Faktor zu sehen, der zusammen mit der Rentenlücke das Vermögen ergibt. Zusätzlich zeigt die helle Linie die Anzahl der Jahre, die das Vermögen für den Verzehr reichen würde.
Der Unterschied zwischen den Linie wird mit der Sparrate immer größer. Dies liegt an der Verzinsung und je länger der Zeitraum ist, desto mehr Erträge können mit dem Vermögen erzielt werden. Sicher ist, dass mehr als 40 Jahre für die Rentenzeit ausreichend sein sollten, schließlich werden nur sehr wenige Leute über 107 Jahre alt. Andererseits könnten 20 Jahre Rentenphase, also ein Alter von 87 Jahren, sehr knapp bemessen sein, welches mit 7% Sparquote erreicht wird.
Was sind die Alternativen?
Wie viel musst Du sparen? Aus meiner Sicht kann die Schlussfolgerung nur sein, dass jede Sparquote unter 10% gefährlich ist. Außerdem ist der Zeitpunkt des Renteneintritts eine große Unbekannte. Denn jedes Jahr, dass Du früher in Rente gehst, musst Du zusätzlich aus Deinem Vermögens bezahlen und die die Rente sinkt, weil Du etwas weniger einzahlst. Sofern Du Arbeiten nicht als Selbstzweck ansiehst, plane also durchaus einen früheren Renteneintritt ein.
Die Planung über einen Zeitraum von 40 Jahren ist zudem mit vielen Unsicherheiten behaftet. Ganz abgesehen davon, dass die Politik die Höhe der Renten bzw. das Renteneintrittsalter jederzeit anpassen kann. Das Leben bietet viel zu viele Überraschungen und Du wirst Dich ebenso verändern. Deine Wünsche werden andere und Deine Vorstellungen wandeln sich. Wenn Du jedoch keinen oder nur wenig Puffer hast, ist Dein Spielraum für Änderungen ebenfalls klein. Dies ist eine große Gefahr, weshalb meine Empfehlung ist, mit eine höheren Sparquote als 10% in möglichst jungen Jahren zu beginnen. Denn letztlich ist auch die erzielte Rendite für die Zukunft nicht sicher und kann zwar nach oben, aber durchaus auch nach unten abweichen.
Möglichst früh und möglichst viel zu sparen hat jedoch den großen Vorteil, dass es den Aufbau von Vermögen sehr erleichtert. Wenn es Dir dann gelingt, sogar noch eine höhere Rendite zu erzielen, kann es Dir das Leben deutlich erleichtern. Es ist eben in jungen Jahren ratsamer zu widerstehen und nicht das größere Auto, den größeren Fernsehen oder das größere Haus zu kaufen. Für diesen Verzicht gibt es später eben einen Gewinn an Freiheit! Wenn Du irgendwann das Gefühl hast, dass der Puffer zu groß wird, kannst DU Dir immer noch mehr gönnen. Es Deine Wahl, aber wähle weise!