Wenn es eine Geldanlage gäbe, die konstant eine Rendite von 20% pro Jahr oberhalb der Inflation abwirft, dann wäre diese sicherlich ein Verkaufsschlager. Aber leider gibt es diese nicht und sollte jemand diese anbieten, dann wäre ich sehr skeptisch. Denn üblicherweise geht eine hohe Rendite mit einem hohen Risiko einher und dann ist die Konstanz in der Rendite nicht zu erreichen und folglich zu erwarten. Dementsprechend muss das Vermögenswachstum variieren!

Wichtig ist, dass die Vermögensaufteilung darauf ausgelegt ist, eine hohe Rendite erzielen zu können. Das bedeutet zwar noch nicht, dass diese auch erzielt wird, aber zumindest besteht die Chance. Wenn dies mit einer Vermögensaufteilung nicht möglich ist, wird eine hohe Rendite sicher nicht erzielt und damit der gesamt Sparvorgang in Frage gestellt.

Die Variation des Vermögenswachstums hat Folgen

Der Sparbetrag ergibt sich in der Regel aus dem Einkommen, weil nur Geld gespart werden kann, dass aus irgendwelchen Quellen hereinkommt. Dieses ist häufig sogar konstant, aber nicht gegenüber dem Vermögen. Denn mit wachsendem Vermögen sinkt der Anteil des Sparbeitrags und umgekehrt, also mit sinkendem Vermögen steigt er. Dieser Effekt wird nun dadurch verstärkt, wenn Vermögenswerte schwanken und dadurch das Vermögen insgesamt schwankt.

In der Grafik ist nun ein variierendes Vermögenswachstum abgebildet, dem eine Vermögensaufteilung mit einige hoch rentablen, aber dafür riskanten Anlageklassen zugrunde liegt. Anhand der schlechten Ergebnisse in den Jahren 2001 und 2002 (DotCom-Crash) sowie 2008 und 2009 (Finanzkrise) wird es sich um einen substanziellen Aktienanteil handeln. Diese Rückgänge werden jedoch durch die hohen Renditen in den Jahren 1998, 1999 sowie 2003 bis 2008 mehr als ausgeglichen.

Es ist in der Grafik erkennbar, dass die Erträge aus Vermögen bis auf das Jahr 2002 zusammengenommen immer über 10% pro Jahr lagen. Das ist ein gutes Ergebnis, jedoch sind eventuell noch Steuern enthalten, die erst beim Verkauf fällig werden können. Das Vermögenswachstum aus Sparen ist relativ konstant, verändert sich jedoch umgekehrt zum Vermögenswachstum. Also wenn das Vermögen aufgrund negativem Wachstums sinkt, steigt der Sparanteil, und wenn das Vermögen steigt, sinken die Sparanteile.

Zuletzt ist erkennbar, dass ein gewissen Timing genutzt worden ist. Denn der Aktienmarkt ist zwischen 2000 und 2007 ungefähr gleich geblieben, während hier das Vermögenswachstum hier über 10% jährlich lag. Selbst eine sofortige Investition der Sparanteile kann das nicht erklären, weil dadurch keine Überrendite erzielt wird. Es wurde daher vermutlich sowohl 2000 als auch 2007 aus Aktien umgeschichtet, so dass dieses Geld im anschließenden Tief genutzt werden konnte und für Überrenditen gegenüber einer reinen Aktienanlage gesorgt hat.

Konsumverzicht lohnt nur bei Vermögenswachstum

Interessant sind die Sparanteile im Jahr 2013 und den Jahren 2021 und später, denn diese sind negativ. Eine negative Sparrate bedeutet, dass entspart wurde, es wurde also Geld aus dem Vermögen entnommen, um davon zu leben. Offensichtlich gab es in diesen Jahren kein oder weniger Einkommen, Gleichzeitig hat sich das Vermögen zwischen 2013 und 2021 bei einer jährlichen Steigerung um gut 10% fast verdoppelt, weshalb die Höhe des Entsparens von 3% auf 1,8% gesunken ist.

Darum geht es schließlich beim Vermögenswachstum. Das Vermögen soll so gut wachsen, dass irgendwann die Lebenshaltung nur aus den Erträgen gedeckt werden können. Die Sparraten nehmen über die Zeit grob betrachtet ab und selbst die Erträge aus Vermögen sind teilweise deutlich negativ, trotzdem entwickelt sich das Vermögen gut.

Denn der exponentielle Effekt der jährlichen Steigerung in Höhe von gut 10% kommt eben erst später zum Tragen. Von dem Anstieg des Vermögens 1997 bis 2019, werden bis 2007 nur 28% erreicht, in 10 von 22 Jahren. Anschließend sinkt es bis 2009 auf 20% ab, bevor der folgende Anstieg der Vermögenspreise von Aktien und Immobilien folgt.

Ab welcher Rendite lohnt sich Sparen?

Spannend ist, dass der Anteil der Sparraten im DotCom-Crash bis auf 89% ansteigt, also 89% des Vermögens gespart wurde und nur 11% Erträge sind. Es hat sich bis dahin also nicht so sehr gelohnt zu sparen. 2009 kommt mit der Finanzkrise erneut ein Hoch mit 62% beim Sparanteil, aber 2019 sind es nur noch 38% und somit exakt das umgekehrte Verhältnis gegenüber 2009. Zu diesem Zeitpunkt sind also gut 60% des Vermögens aus Erträgen, und somit aus dem Vermögen, entstanden.

Das Ziel muss es sein, dass die Erträge einen großen Teil des Vermögens ausmachen, denn Sparen ist Konsumverzicht. Normalerweise ist jedoch früherer Konsum späterem vorzuziehen, weshalb die Erträge für den Verzicht kompensieren sollten. Die Grafik zeigt, dass bei einer Rendite in Höhe von 1% fast alles Sparanteile sind, bei 4% noch ungefähr die Hälfte und bei 10% Rendite nur ungefähr 85% Ertragsanteile 15% Sparanteile gegenüberstehen. Der Sparer kann also, 25 Jahre nach dem Sparbeginn, rund 7 Mal so viel Geld ausgeben als er gespart hat. Bei 15% ist es sogar rund 10 Mal so viel.

Im Ergebnis sollte die Rendite auf Dein Vermögen mindestens 10% betragen, besser 15%, damit Du wirklich Spaß mit den Erträgen hast. Dies muss Dir von Anfang an klar sein, wenn Du mit dem Sparen beginnst. Denn neben der Rendite ist auch der Zeitraum entscheidend, der zur Verfügung steht. Jedes Jahre weniger reduziert die Erträge und erhöht dadurch den Sparanteil, bei jedem zusätzlichen Jahr ist es umgekehrt.

Vermögenswachstum muss variieren!

Deswegen gibt es zwei Schlüsse, die aus diesem Ergebnis zu ziehen sind. Erstens muss durch die Vermögensaufteilung eine hohe Rendite möglich sein, selbst wenn dadurch höhere Risiken verbunden sind. Zweitens werden passive Renditen durch reine Anlage nicht ausreichend sein, weshalb für 10% oder mehr anders angelegt werden muss. Bei einer Investition in Aktien muss entweder die Rendite durch Timing oder einen Kredithebel erhöht werden. Der Kredithebel bietet sich jedoch eher für Immobilien an, weil die Kreditzinsen aufgrund der Besicherung günstiger sind.

Beides bedingt jedoch, dass das Vermögenswachstum nicht konstant ist, sondern eben variiert. Dabei ist das Vermögenswachstum aber nicht die Ursache, sondern nur die Ausprägung, weil eben der Wert der Anlageklassen variiert. Aber die Schwankungen oder unterschiedlichen Einschätzungen des Wertes einer Aktie oder Immobilie ermöglichen es, die Rendite zu steigern. Vermögenswachstum muss variieren, weil eine hohe Rendite nicht ohne Anlageklassen möglich ist, die ebenfalls variieren!