Das verfügbare Geld ist die vielleicht am meisten unterschätzte Anlageklasse, weil sie oft als selbstverständlich wahrgenommen wird. Gerade zu Beginn, wenn alles Geld einfach auf dem Girokonto liegt, ist die Liquidität 100%, weil alles Geld sofort verfügbar ist. Das ist zwar hinsichtlich der Verfügbarkeit Deines Geldes super, aber ansonsten nicht, weil dieses Geld eben keine Erträge erzielt. Daher muss es das Ziel sein, nur das notwendige Geld verfügbar zu halten und den Rest besser anzulegen.

Schon wird es jedoch schwer, weil es nicht einfach ist, das notwendige Geld für die Zukunft abzuschätzen. Je länger Du in die Zukunft blickst, umso unsicherer wird Deine Planung und entsprechend größer sollte Dein Puffer der Liquidität sein. Die Waschmaschine oder Dein Auto kann kaputt gehen oder andere Dinge im Leben können mehr Geld kosten, als geplant. Die Erträge von Investitionen können geringer ausfallen als erwartet oder mehr Geld erfordern, als vorgesehen.

Als dies ist kein Problem, wenn Du Dein ganzes Geld auf dem Girokonto hast. Damit ist Dein Puffer Dein gesamtes Geld und die Sicherheit ist bestens. Es gibt dennoch Gefahren, bspw. die Inflation. Diese entwertet Dein Geld schleichend und sie ist der Hauptgrund, warum Du investieren solltest. Oder das Risiko eine Bankpleite, weil Dein Guthaben auf einem Konto nur eine Forderung gegen die Bank ist. Selbst wenn der Einlagensicherungsfonds einen Schutz bis 100.000 EUR bietet, wer will sich schon darauf verlassen?

Liquidität kann Erträge erzielen!

Es ist einfach, ein Teil des Geldes vom Girokonto auf ein Tagesgeldkonto einer Bank zu transferieren. Dort ist es ebenfalls noch sofort verfügbar, bringt aber wenigstens Zinsen. Allerdings ist es immer noch nur eine Forderung gegen die Bank. Spätestens wenn Du mehr als 100.000 EUR Liquidität hast, muss Du dieses Geld auf mehrere Banken verteilen, wenn Du das Ausfallrisiko ausschalten möchtest.

Eine Verbesserung dieser Situation sind Festgelder, bei denen Du Dein Geld für eine bestimmte Laufzeit festlegst. Dafür bekommst Du einen Zins, der eben etwas höher als auf dem Tagesgeldkonto ist. Aber Du verzichtest auf die Verfügbarkeit Deines Geldes bis zum Ablauf der Anlage. Banken bieten oftmals auch Sparprodukte an, mit sehr unterschiedlich gestalteten Zinsen an und Laufzeiten von mehreren Jahren. Hier ist jedoch nicht mehr von Liquidität zu sprechen, selbst wenn es Forderungen gegen die Bank sind, weil die Verfügbarkeit nicht mehr gegeben ist.

Eine bessere Möglichkeit sind deswegen Geldmarktfonds. Diese legen in Anlagen mit einer Restlaufzeit von weniger als 12 Monaten an und erzielen dadurch meistens höhere Zinsen als Tagesgeldkonten. Außerdem sind die Schwankungen durch Zinsänderungen gering, weil es die Restlaufzeiten sehr kurz sind. Der große Vorteil ist jedoch, dass diese Gelder in Sondervermögen angelegt sind und damit vor einer Pleite der Bank geschützt sind. Zusätzlich sind diese Anlagen häufig Staatsanleihen, was das Ausfallrisiko zusätzlich senkt.

Wie hoch muss die Liquidität sein?

Wer sehr viel Geld hat kann auch selbst in Staatsanleihen anlegen, ohne den Umweg über Geldmarktfonds bzw. kurzlaufende Anleihefonds zu gehen. Das führt zu der Frage, wie viel Geld überhaupt verfügbar sein sollte. Dies ist jedoch nicht allgemein zu beantworten. Denn jeder Anleger hat eigene Bedürfnisse und andere Anforderungen an die Verfügbarkeit seines Geldes. Aber dennoch gibt es einige Rahmenbedingungen, die Dir Orientierung geben können.

Zunächst sollte immer Geld in der Höhe von 6 monatlichen Ausgaben vorhanden sein. Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen den Einnahmen und den Ausgaben, weil die Einnahmen hoffentlich deutlich höher als die Ausgaben sind. Höhere Ausgaben sind nur für den Fall sinnvoll, dass das Vermögen so hoch ist, dass es langsam verzehrt werden soll. Aber dies ist nur die erste Rahmenbedingung, für die kleineren Unwägbarkeiten des täglichen Lebens.

Je mehr Geld in anderen Anlageklassen investiert ist, umso mehr Unwägbarkeiten kann es geben. Bei Immobilien können Reparaturen notwendig werden und eventuell gilt es Kredite zu verlängern, wobei die zukünftigen Zinsen unbekannt sind. Die Dividenden-Ausschüttungen von Aktien verändern sich und haben dadurch Einfluss auf das verfügbare Geld. Investitionen in Private Equity rufen das zugesagte Kapital nicht auf einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt ab, sondern über einen Zeitraum von mehreren Jahren, je nach Bedarf. Zuletzt hängt es von Deiner Tätigkeit ab. Beamte haben ein sicheres Einkommen als Angestellte und diese wiederum als Unternehmer. All dies muss die Liquidität berücksichtigen.

Die Liquidität ist zu planen

Die geeignet Form der Planung ist einerseits, alle erwarteten Zahlungen und Einnahmen zu notieren und dadurch einen Orientierung für die erforderliche Liquidität zu bekommen. Andererseits ist ein Puffer vorzusehen, der schwer zu bestimmen ist, jedoch irgendwie mit der Höhe des Vermögens korreliert. Je höher das Vermögen ist, umso mehr Liquidität sollte zur Verfügung stehen.

Es gilt daher, die Aufteilung des Vermögens festzulegen. Also welcher Teil jeweils in welcher Anlageklasse angelegt werden soll, so dass die Eigenschaften Deines Vermögens Deinen Anforderungen entsprechen. Ein Teil ist dann in der Anlageklasse Liquidität anzulegen, bspw. 5% oder 10% für einen Angestellten mit sicherem Einkommen. Sofern dieser Anteil unter 6 monatlichen Ausgaben liegt, muss der prozentuale Anteil erhöht werden. Es klingt zwar nicht dramatisch, den Anteil der Liquidität im Zweifel etwas höher anzusetzen, aber das ist es.

Denn die Rendite leidet, weil sich mit Liquidität selten höher Zinsen erzielen lassen, als durch die Inflation an Wert verloren geht. Die gemittelte Rendite aus allen anderen Anlageklassen wird deshalb durch die Liquidität gesenkt. Glücklicherweise sind nicht alle anderen Anlageklassen illiquide, so dass die Liquidität der Anlageklassen in dieser Hinsicht unterschieden werden sollte.

Liquidität ist zeitlich gestaffelt

Wertpapiere, Aktien, Anleihen oder Fonds bspw., können in der Regel sofort verkauft werden und zwei Tage später ist das Geld verfügbar. Sofern das Geld nicht sofort verfügbar sein muss, sondern Zahlungsziele von 2 Tagen oder mehr bestehen, können diese also durchaus noch zur Liquidität gezählt werden. Allerdings muss hier deutlich unterschieden werden, wie die aktuellen Kurse sind. Sind die Kurse nahe dem absoluten Hoch, ist ein Verkauf durchaus sinnvoll und kann Spaß machen. Sind die Kurse jedoch nahe dem absoluten Tief, so ist der Verkauf ärgerlich und kann sich als großer Fehler herausstellen. Die Liquidität bei Wertpapiere ist daher durchaus von der Höhe der Kurse abhängig.

Selbst wenn der Verkauf bei Rohstoffen durchaus ein paar Tage länger dauern könnte, ist dies kein Vergleich mit einer Immobilie, bei der erst ein Käufer zum richtigen Preis gefunden werden muss. Die Zeit, um bei Private Equity einer Zahlungsaufforderung nachzukommen ist mit 14 Tagen durchaus lang genug, um aus den genannten Anlageklassen umzuschichten. Bei Reparaturen an Immobilien müssen diese erst vorgenommen und anschließend in Rechnung gestellt werden, bevor das Geld wirklich benötigt wird. Diese Zeit kann auch deutlich länger als 12 Tage sein, zumal die Rechnung selbst oft noch ein Zahlungsziel von 30 Tagen hat.

Deswegen halte die Liquidität möglichst gering, um von höheren Renditen in anderen Anlageklassen zu profitieren. Es sei denn, dass die aktuelle Marktsituation ausnahmsweise für eine deutlich höhere Liquidität spricht. Aber selbst dann, deutlich höher bezieht sich auf den Anteil in Höhe von 5%-10%, also bspw. 25% oder sogar 40%. Aber eher nicht 80% oder gar 100%, weil das Risiko der Inflation dann sehr groß wäre. Eine gute Vermögensaufteilung sieht anders aus, weil übermäßige Risiken ausgeschlossen sind.