Der Aktienmarkt wird oft als beste Möglichkeit für den Vermögensaufbau beschrieben. Oft wird in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass große Vermögen in entsprechend großem Ausmaß am Aktienmarkt investiert sind. Allerdings werden zwei Dinge unterschlagen, die es sich durchaus näher zu betrachten lohnt. Zum einen die Frage, wie die großen Vermögen aufgebaut wurden, die dann aktuell am Aktienmarkt investiert sind. Und zum anderen die Frage, welchem Zweck die aktuelle Anlage am Aktienmarkt dient.

Der Aktienmarkt steigt nicht schnell genug!

Die erste Frage ist relativ einfach zu beantworten, wenn man sich nur der Systematik bewusst wird, welche am Aktienmarkt vorherrscht. Es vermehrt sich nur das investierte Vermögen. Aus 1 € können nach 50 Jahren bei 7% Steigerung pro Jahr rund 30 € werden. Oder was auch immer, aber nur, wenn der 1 € vor 50 Jahren schon vorhanden war. Und, wenn die Zukunft genau der Vergangenheit entspricht, was bei weitem nicht sicher oder gar wahrscheinlich ist. Selbst dann wäre noch eine Wartezeit von 50 Jahren notwendig, bevor der 1 € von heute wieder zu 30 € geworden ist.

Damit beginnt die Problematik. Wenn Du überhaupt noch 50 Jahre in die Zukunft blicken kannst, dann bist Du mit Sicherheit alt und wofür brauchst Du das Geld dann überhaupt noch? Selbst ein heute 18 Jähriger denkt bei einem Zeitraum von 50 Jahren an die Rente. Außerdem welchen Betrag könnte er zur Seite legen und sein Leben lang darauf verzichten? Verschiebt er das ganze um ein paar wenige Jahre schrumpft der Betrag bereits deutlich. Wenn es am Anfang nur kleine Beträge sind, dann werden es in 50 Jahren auch nur kleine Beträge sein. Denn aus 100 € werden zwar 3.000 €, aber alleine die Inflation mit 2,1% im Jahr lässt den Wert auf heutige 1.000 € zusammenschrumpfen.

Wer nur 25 statt 50 Jahre zur Verfügung hat, für den ist der richtige Faktor leider auch nicht 30, sondern nur etwa 5,5. Nach Inflation bleiben dann gerade mal gut 3,2 als Faktor übrig, also gibt es für angelegte 100 € gut 320 € zurück. Ist das Reichtum? Vermutlich nicht oder mindestens nicht nach meiner Vorstellung. Das Ergebnis ist aber unzweifelhaft: Der Aktienmarkt sorgt nach langer Zeit für eine angemessene Entwicklung des Vermögens, jedoch eher für spätere Generationen als für Dich selbst. Du kannst mit einer guten Werteentwicklung davon profitieren, aber es wird nicht reichen, um reich zu werden.

Höhere Rendite nur mit höherem Risiko

Wer sein Geld statt in den gesamten Markt in einzelne Aktien investiert hat, der konnte dennoch reich werden. Dafür musste er aber die frühe Berkshire Hathaway, Walmart oder Microsoft erkennen und alles auf eine Karte setzen. Aus Sicht des Marktes gibt es jedoch für jeden solchen Gewinner einen oder mehrere Verlierer, weil der Markt insgesamt ein Nullsummenspiel ist; was der eine gewinnt muss ein anderer verlieren und die Transaktionskosten müssen zusätzlich verdient werden. Du musst also in einem Wettbewerb erfolgreich sein, in dem unzählige andere, Fondsmanager und sonstige professionelle Mitspieler gegen Dich antreten.

Die Annahme, den Markt zu schlagen, was den anderen Teilnehmern per Definition im Durchschnitt nicht gelingen kann, ist damit mindestens mutig. Es liegt nahe, aus diesem Grund Indexfonds als Investitionsmedium für den Aktienmarkt zu wählen. Denn damit wird mit der Diversifikation die Rendite des Marktes zu geringen Kosten erzielt. Irrig ist allerdings die Annahme, dass dies deswegen sogleich geeignet für den Vermögensaufbau wäre. Dafür ist die Wertsteigerung einfach zu gering, zumal die Diversifikation zwar die Risiken senkt, ebenso jedoch die Chancen auf außergewöhnlich Erträge.

Deswegen betrachten wir die Sache einmal aus einem anderen Blickwinkel, dem einer Reichen Person mit einem Vermögen von 100 Mio. €. Dieses ist zu teilen am Aktienmarkt investiert, weil er gerade keine bessere Investition findet. Sein Kapitalbedarf ist prinzipiell gedeckt aber hin und wieder ergibt sich eine Investitionsmöglichkeit, die in der Regel 1 Mio. € beträgt. Egal wie die Kurse stehen, kann er 1% seines Vermögens immer sofort verkaufen und damit die Million erlösen. Er ist somit liquide, die Wertsteigerung ist durchschnittlich in Ordnung und nach Inflation wird sein Vermögen wachsen. In dieser Vermögensklasse ist der Aktienmarkt damit fast ein Tagesgeldkonto mit höherer Rendite.

Wirst Du ohne Vermögen reich?

Interessant ist aber die Frage, wie die Person an die 100 Mio. € gelangt ist. Nach unserem obigen Beispiel hätte er 3 Mio. € vor 50 Jahren anlegen müssen, um auf diesen Betrag zu kommen. Und während der gesamten Zeit dieses Geld nicht brauchen dürfen. Also arm war diese Person demnach nie. Wie hoch schätzt Du die Wahrscheinlichkeit ein, dass ein solches Vermögen auf diesem Weg entstanden ist? Oder durch angelegte 100.000 €, noch mal 50 Jahre früher, also schon vor 100 Jahren? Das wage ich doch stark zu bezweifeln!

Wenn dies für Dich zutreffen soll, dann rechne es in Deine Zahlen um. Wenn Du hin und wieder 1.000 € in lukrative Investitionsmöglichkeiten investieren können möchtest, weil es 1% Deines Vermögens entspricht, dann beträgt dieses schon 100.000 €. Welchen Teil davon würdest Du am Aktienmarkt investieren? Wie viel musst Du riskieren, damit Du einen guten Erfolg in der Vermögensentwicklung siehst? Wie lange hast Du für diese 100.000 € gebraucht? Welcher Teil davon ist erspartes Geld und welcher Teil ist Ertrag? Nur der letzte Teil ist wirklich Mehrwert, aber auch erst nach Inflation.

Reich wirst Du nicht mit 7%, sondern mit 20%, 30% oder noch mehr! Mit diesen Renditen musst Du ein Vermögen aufbauen, wenn Du noch zu Lebzeiten davon profitieren möchtest, ansonsten bewahrst Du es nur. Selbst Warren Buffett hat in den ersten Jahren seiner Partnerschaft fast 30% pro Jahr gemacht, anschließend mit Berkshire über 20% für über 30 Jahre. Erst in den letzten 20 Jahren waren es nur rund 11,5%, aber da war er auch schon längst Milliardär. Die Rendite des MSCI World in € war in der Zeit übrigens rund 3% pro Jahr, da hätte ein Sparplan gerade so die Inflation geschlagen. Deswegen erhält der Aktienmarkt ein Vermögen, aber er lässt keines entstehen.