Womit misst Du Werte? Ziel sollte es sein, weniger für etwas zu bezahlen, als es wert ist. Ungünstig ist es, mehr zu bezahlen. Denn während Du im ersten Fall sparst, gibst Du im zweiten Fall zu viel aus. Es ist klar, welcher Weg zu empfehlen ist. Zumindest, wenn Du möglichst viele Erlebnisse und maximalen Spaß kaufen willst.

Aber wie stellst Du es an, weniger als den Wert zu bezahlen? Die erste Voraussetzung ist, dass Du den Wert genau kennst. Denn nur mit diesem Wissen ist überhaupt daran zu denken, dies sicher wissen zu können. Die zweite Voraussetzung ist, dass Du zur Wertmessung etwas verwendest, dass dazu geeignet ist. Aber gerade diese Voraussetzung ist wesentlich schwieriger zu erreichen, als allgemein angenommen. Sehr oft wird einfach der Preis genutzt, aber ist das sinnvoll? Um das zu beurteilen prüfen wir zunächst, ob Geld zur Wertmessung überhaupt geeignet.

Ehrlichkeit in der Finanzindustrie?

Die Europäische Zentralbank definiert auf Ihrer Webseite drei Funktionen von Geld.

  • Als Tauschmittel, weil jeder dem Wert vertraut.
  • Als Recheneinheit, weil der Preis für Waren und Dienstleistungen damit festgelegt werden kann.
  • Als Wertaufbewahrungsmittel, weil es seinen Wert behält.

Interessant ist wieder der letzte Punkt. Hier lohnt es sich zu prüfen, ob dieser Wert von Deinem bevorzugten Geld erfüllt ist. Also wenn ein Kg Mehl vor zwei Jahren 0,55 EUR gekostet hat und heute jedoch 0,95 EUR, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder ist der Wert des Mehls gestiegen, so dass nun eben mehr EUR dafür gezahlt werden müssen. Oder der Wert des EUR ist gefallen, so dass jetzt mehr EUR notwendig sind als früher. Um sicher zu gehen, welche der beiden Varianten zutrifft, müssen wir tiefer einsteigen.

Du könntest mehrere Waren nutzen und den Durchschnitt berechnen. Oder einfach die Inflation nehmen. Beide Varianten haben jedoch Nachteile. Denn Du musst Dich entscheiden, welche Waren genutzt werden sollen und in welchen Mengen. Außerdem kann es sein, dass sich die Waren mit der Zeit verändern müssen, weil sich die Herstellung ändert oder der Verbrauch. Dennoch haben beide Varianten den Vorteil, dass sie zumindest eine Orientierung dafür liefern, wie sich der Wert verändert hat. Eines ist dabei sicher: Wert stabil ist der EUR keinesfalls!

Womit misst Du Werte?

Damit stellt sich die Frage, ob es eine andere Währung gibt, deren Wert stabil ist. Dafür zeigt folgende Grafik eine Auswahl an Währungen in Ihrer Wertentwicklung gegenüber dem EUR. Es fällt auf, dass alle Währungen ab dem Mexikanischer Peso (MXN) über die 23 Jahre von 1999 bis 2022 an Wert verloren haben. Deren Werterhalt aus Sicht des EUR ist damit noch schlechter, als der des EUR.

Aber es gibt auch Währungen, die gegenüber dem EUR an Wert gewonnen haben, allen voran der Schweizer Franken (CHF), der mehr als 60% gewonnen hat. Allerdings ist das aber bei weitem nicht ausreichend, um von einem Werterhalt zu sprechen. Eine Inflation in Höhe von knapp über 2% hättest Du dadurch kompensieren können, wenn Du Deine Barbestände in CHF gehalten hättest und in einem Land mit EUR-Währung gelebt hättest. Für Schweizer hätte die Inflation dennoch 0% betragen müssen, um wirklich den Wert zu erhalten.

Daraus ergibt sich aber, dass es über diesen Zeitraum vielleicht stärkere und schwächere Währungen gegeben hat. Der Argentinischer Peso (AR), hier nicht aufgeführt, hat bspw. mehr als 99% an Wert verloren. Aber es gibt keine Währung, die gegenüber dem EUR wirklich entscheidend an Wert gewonnen hätte, also bspw. 300% oder mehr. Damit ist jedoch klar, Währungen sind nicht die Lösung für Werterhalt. Selbst wenn es die Europäische Zentralbank wahrscheinlich gerne so sehen würde. Aber wenn Währungen nicht in Frage kommen, was bietet sich noch an?

Kann Gold ein Maßstab sein?

Viele tausend Jahre wurden Gold und / oder Silber als Währung verwendet. Selbst bis zur Aufhebung im Jahr 1971 war der Amerikanische Dollar (USD) an Gold gebunden und viele andere Währungen wiederum an den USD, also indirekt an Gold. Der Wert einer Feinunze Gold (ungefähr 31,103g) lag damals bei 35 USD. Aber umgekehrt betrachtet, war der Wert von 35 USD eine Unze Gold. Das ist nach meiner Ansicht die richtige Betrachtung, weil aktuell der Wert von knapp 2.000 USD ebenfalls eine Unze Gold sind. Nach dieser Betrachtung ist nicht Gold im Wert gestiegen, sondern der Wert eines USD deutlich gefallen.

Von 1971 bis heute hat also ein USD 98% an Wert verloren. Anders herum könnte natürlich auch der Wert der Goldes gestiegen sein, um Faktor 57, aber wieso? In der Grafik sind nur 23 Jahre abgebildet, von 1999 bis 2022. In dieser Zeit haben alle Währungen deutlich gegenüber Gold an Wert verloren. Am besten hat noch der CHF abgeschnitten, dessen Wertverlust jedoch immer noch mehr als 75% betrug. Der USD verlor dagegen gut 84%, der EUR sogar gut 85% sowie der Südafrikanische Rand (ZAR) und Brasilianische Real (BRL) fast 95%.

Edelmetalle sind nur begrenzt

Deswegen solltest Du vorsichtig sein, welche Wertmaßstäbe Du nutzt. Geld in einer beliebigen Währung ist zwar leicht zu nutzen, aber nicht immer aussagekräftig. Je länger der Zeitraum ist, umso schwieriger wird die Messung. Edelmetalle, wie Gold oder Silber, sind dagegen für lange Zeiträume gut geeignet, kurzfristig jedoch großen Schwankungen beim Preis ausgesetzt. Interessanterweise soll der Preis einer Kuh rund um das Jahr 0 bei einer Unze Gold gelegen haben und der heutige Preis von ungefähr 2.000 EUR entspricht ebenfalls einer Unze Gold. Gleiches gilt für einen maßgeschneiderten Anzug, damals wohl eher eine gute Toga.

Über lange Zeit werden daher Edelmetalle Werte erhalten, während dies bei Währungen nicht der Fall ist, seit diese nicht mehr durch Gold gedeckt sind. Entwicklungen am Immobilien- oder Aktienmarkt sind daher mit Vorsicht zu genießen, wenn die Zeiträume zu lang sind. Die Rendite über 3 bis 5 Jahre ist jedoch durchaus zu nutzen. Allerdings nicht immer in der Historie im Vergleich, weil der Wertverlust eben nicht gleichmäßig auftritt, sondern eher in Schüben. Womit Du Werte und Wertentwicklungen misst sollte daher in ersten Linie vom Zeitraum abhängen, nicht von dem Komfort der Messung beeinflusst werden.