Es wird oft auf die langfristigen Renditen von Aktieninvestments verwiesen und wie überlegen diese angeblich anderen Anlagen sind. Gleichzeitig wird jedoch von größerem Risiko oder höherer Volatilität gesprochen, welche mit diesem Mehr an Rendite einhergeht. Aber wer kann sich darunter etwas vorstellen? Einfach ausgedrückt, prognostizierbare Aktienrenditen gibt es eben nicht und jede Abweichung der Prognose ist ein Risiko.

Dies soll mit der Grafik verdeutlicht werden. Sie stellt zwei verschiedene Sichtweisen auf die gleichen Aktienkurse dar. Im Jahr 2015 rückblickend konnte die Rendite in der hellen Linie erzielt werden, wenn das Geld die angegebene Dauer in Jahren angelegt war. Wer also um 1980 investiert hat und 35 Jahre dabei war konnte dank der langen Hausse über 9% pro Jahr erzielen. Wer allerdings erst zur Jahrtausendwende eingestiegen ist, der bekam nur knapp 3% pro Jahr für 16 Jahre.

Prognostizierbare Aktienrenditen gibt es nicht

Ein Investor, der jedoch 1959 eingestiegen ist, durchlief mit der dunklen Linie eine andere Geschichte. Nach rund 15 Jahren war seine durchschnittliche Rendite pro Jahr knapp negativ, nach rund 32 Jahren immer noch erst gut 4%. Erst nach über 40 Jahren waren es kurzzeitig mehr als 7%, jeweils pro Jahr. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Berechnung der Renditen anhand des Index-Standes erfolgt ist. Also ohne Kosten, weshalb die damit realisierte Rendite in Wirklichkeit noch tiefer gelegen hätte.

Prognostizierbare Aktienrenditen werden Dir verkauft!

Die helle Linie stellt damit dar, was Du verkauft bekommst, die dunkle Linie, was Du kaufst. Denn beim Verkauf wird einfach unterstellt, dass diese Rendite ebenso für die Zukunft zu erwarten sein könnte. Leider immer mit dem Zusatz, dass die vergangene Rendite keine Prognose für die Zukunft darstellt. Aber beide Aussagen machen zusammen keine Sinn! Warum soll ich die Vergangenheit betrachten, wenn sie keinen Einfluss auf die Zukunft hat?

Kenntnisse der Vergangenheit können wichtige Informationen bringen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Aber die Zeit als Kriterium zu nutzen, um Informationen über die Zukunft zu gewinnen, wird bei Aktien nicht funktionieren. Denn Aktien entwickeln sich nicht nach der Zeit. Eine Aktien kann nach 5 Jahren gestiegen sein, oder nicht, und es gibt keine zwei verschiedenen Unternehmen, deren Aktien sich exakt gleich verhalten.

Eine sinnvolle Vorgehensweise müsste sein, um aus der Vergangenheit zu lernen, wäre jedoch die aktuelle Situation genau zu verstehen. Dies kann ein Unternehmen betreffen, oder eine Gruppe von Unternehmen in einem Fonds oder einem Index. Dann kann uns die Entwicklung der Vergangenheit helfen, wenn früher schon einmal eine solche oder ähnliche Situation vorgelegen hat. Eine ähnliche Entwicklung wäre dann zwar nicht sicher, aber zumindest wahrscheinlich. Unter der Bedingungen, dass sich das Umfeld ebenfalls ähnlich entwickelt wie in der Vergangenheit.

Wähle Deinen Einsatz richtig

Dieser anschließende Verlauf ist der zwar wahrscheinlichste, den Du erwarten kannst, aber dennoch kann es es ganz anders kommen. Die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse könnte 80% sein, so dass gleichbleibende oder fallende Kurse wirklich überraschend wären. Oder die Kurse steigen mit einer Wahrscheinlichkeit von lediglich 40% und sind gleichbleibend oder fallend mit jeweils 30%. Der Vorteil der gewünschten Varianten sind dann nur 10%-Punkte und so überraschend wäre damit ein anderes Ergebnis nicht.

Am besten wäre die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, wenn es sehr viele gleiche oder ähnliche Situationen gegeben hätte. Dann könnte einfach gezählt werden, in wie vielen davon die Kurse gestiegen sind. Aber so viele Daten vergleichbarer Situationen liegen einfach nicht vor. Wir müssen uns daher vermutlich damit zufrieden geben, ein oder zwei ähnliche Situationen zu finden und deren weiteren Verlauf zu nutzen. Wenn die Kurse 10 Jahre später 100% im Plus lagen, ist ein Plus wahrscheinlich. Dieses wird jedoch eher nicht erneut 100% betragen, sondern kann nur 50% oder sogar 150% sein. Beträgt das Plus jedoch nur 10%, dann können selbst fallende Kurse sehr wahrscheinlich sein.

Du kannst diese Wahrscheinlichkeit jedoch nutzen, um Dein Ergebnis zu verbessern. Sind steigende Kurse sehr wahrscheinlich, kannst Du Deinen Einsatz höher wählen. Sind fallende Kurse fast ebenso wahrscheinlich steigende, dann darf der Einsatz durchaus reduziert werden. Prognostizierbare Aktienrenditen gibt es nicht, aber prognostizierbare Wahrscheinlichkeiten sehr wohl. Nutze dies, wenn Du Deine Ergebnisse verbessern möchtest.