Vermutlich ist jedem klar, dass die Kosten die Rendite beeinflussen. Jedoch ist es in verschiedenen Konstellationen schwierig, diese Auswirkungen zu quantifizieren. Einfach gefragt: Wie hoch ist die Rendite, wenn Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühren berücksichtigt werden? Wie werden diese von der Laufzeit und durch Steuern beeinflusst?
Während das alles ziemlich gut im Voraus einzuschätzen ist, gibt es noch eine weitere große Unbekannte – die Inflation. Der Ausgabeaufschlag und die Verwaltungsgebühren sind bekannte Werte, ebenso wie die auf die Erträge zu zahlenden Steuern. Aber sowohl die zu erwartende Rendite als auch die Inflation sind unbekannt und bestimmen alles. Während die Rendite zumindest noch beeinflusst werden kann, ist das bei der Inflation jedoch nicht der Fall.
Ein Beispiel als Orientierung
Als Grundlage dient eine Anlage, die 5% Rendite pro Jahr bringen wird, unabhängig von der Anlagedauer. Auf dieser Grundlage gilt es nun die verschiedenen Kosten zu untersuchen. Wie stark fällt die Rendite auf eine Laufzeit von 20 Jahren betrachtet? Das Unangenehme ist jedoch, dass sich alle Kosten addieren. Die Rendite sinkt also mit jeder Kostenart weiter.
In der Grafik sind jedoch nur die einzelnen Kosten mit ihrer Auswirkung auf die Rendite aufgeführt. Zunächst prüfen wir die Auswirkung des Ausgabeaufschlags, wie er bspw. bei Fonds oder Versicherungsprodukten üblich ist. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren verringert ein Ausgabeaufschlag in Höhe von 3% die Rendite auf 4,845% statt der ursprünglichen 5%. Zum Vergleich wäre diese bei 5% Ausgabeaufschlag nur noch 4,744% und bei 1% Ausgabeaufschlag jedoch 4,948%. Grob gesagt, je höher der Ausgabeaufschlag ist, umso mehr reduziert sich die Rendite. Aber bei einer 20-jährigen Laufzeit jedoch eher auf Stelle hinter dem Komma, weil diese nur mit 1/20 der Kosten auf die Rendite wirkt.
Eine Verkürzung der Anlagedauer um 5 Jahre führt jedoch ebenso zu einer Senkung der Rendite auf 4,793%
trotz 3% Ausgabeaufschlag. Jetzt wird die Rendite eben um 1/15 des Ausgabeaufschlags verringert. Eine Verlängerung um 5 Jahre erhöht diese dagegen wieder auf 4,876%, auch wenn dies immer noch etwas von den ursprünglichen 6,000% entfernt ist. 1/25 (= 4%) ist eben weniger als 1/20 (= 5%), während 1/15 (= 6,67%) mehr ist.
Ausgabeaufschlag wird durch die Laufzeit gemildert
Dies ist leicht zu erklären: Die Rendite nach einem Jahr beträgt 1,850%, weil sofort 3% Ausgabeaufschlag von der Anlage abgehen. Anschließend steigt der Wert um 5%. Diese Steigerung auf die verbleibenden 97% der Anlage ergibt 4,850% und damit in Summe 101,850%. Die ursprüngliche Anlage waren jedoch nur 100%, weshalb die Rendite lediglich 1,850% beträgt. In jedes weiteren Jahr steigt der Wert nun um die vollen 5%, so dass sich die Rendite im Mittel immer weiter erhöht. Sie kommt damit immer näher an die 5% heran, erreicht diese jedoch auch bei sehr langer Laufzeit niemals ganz.
Im Gegensatz dazu wirkt eine laufende Gebühr wesentlich stärker, welche ebenfalls bei Fonds und Versicherungen fällig wird. Beträgt diese bspw. 1,5%, so reduziert sich die Rendite direkt von 5% auf 3,425%. Eine laufende Gebühr in Höhe von 1,5% wirkt bei einer Laufzeit von 20 Jahren damit im Ergebnis so wie ein Ausgabeaufschlag in Höhe von ungefähr 35%! Bei langen Laufzeiten ist daher die Verwaltungsgebühr deutlich wichtiger als der Ausgabeaufschlag. Sie kann überschlagsweise einfach von der Rendite abgezogen werden.
Kommen nun Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühr zusammen, reduziert dies die Rendite entsprechend deutlich. Bei der gewählten 20-jährigen Laufzeit, einem Ausgabeaufschlag von 3% und einer Managementgebühr von 1,5% reduziert sich die Rendite letztlich von 5,000% auf 3,268%. Ein passiver Indexfonds ohne Ausgabeaufschlag und lediglich 0,09% Managementgebühr und hat dagegen eine Rendite von 4,906%. Spiegelt ersteres Beispiel die die Kostenstruktur eines aktiv gemanagten Fonds wieder, müsste eine Überrendite in Höhe von 1,640% pro Jahr erwirtschaften, um besser als der passive Indexfonds zu sein.
Jetzt fehlen noch die Steuern!
Sollte der Kauf und Verkauf des ETFs jedoch mit jeweils 0,3% berücksichtigt werden, sinkt die Rendite auf 4,890% ab. Aber das wäre nur 0,016% schlechter als ohne. Der große Vorteil ist nicht der fehlende Ausgabeaufschlag, sondern die geringere Verwaltungsgebühr.
Leider ist der Wert im Depot noch nicht der Wert, der verfügbar ist, weil zuletzt immer noch die Steuer berücksichtigt werden muss. Je niedriger diese ist, umso besser. Deswegen kommen Versicherungen wieder zurück, weil bei diesen in gewissen Konstellationen der Ertrag geringer zu versteuern ist. Mit einer hälftigen Ertragsbesteuerung in Höhe der Kapitalertragssteuer von aktuell 25% zuzüglich Solidaritätszuschlag sorgt diese für eine Senkung der Rendite um gut ein halbes Prozent auf 4,551%, wohingegen eine vollständige Besteuerung die Rendite um mehr als das doppelte auf 4,062% absenken würde.
Bleibt noch die Unterscheidung zwischen thesaurierend und ausschüttend, welche letztlich allein die steuerliche Auswirkung betrifft. Für den Fall, dass Du Erträge jährlich ausgeschüttet bekommst, diese jedoch nach Steuerzahlung wieder investiert, sänke die Rendite noch weiter auf 3,681%. Es fehlen eben die Erträge auf die Steuern, die später gezahlt werden. Insofern ist klar, dass die Ausschüttung Nachteile hat. Wenn Du diese nicht für Ausgaben zum Leben benötigst, wähle auf jeden Fall eine einbehaltendes Produkt (thesaurierend), die Rendite ist höher.
Für diejenigen, die eine Vermögensverwaltung mit der Betreuung des Depots beauftragt haben legt hier die Steuer einen deutlichen Vorteil für eine Fondsinvestition, weil hier Verkäufe eben nicht zu einem Steuerabfluss führen.
Was ist die reale Rendite?
Der letzte Aspekt, welche die Rendite zwar nicht direkt beeinflusst, ist die Inflation. Diese führt dazu, dass der Wert relativ zu heute in der Zukunft sinkt, also der reale Rendite von der nominalen abweicht. Wie viel Geld Du auch immer angelegt hast, letztlich entspricht der Wert der Anlage nach 20 Jahren bei einer Inflation von 2% nur noch einer heutigen Kaufkraft von 67,3%. Das wiederum senkt die reale Rendite von 5% auf 2,941%.
Der langjährige Inflationsdurchschnitt wird aktuell jedoch deutlich übertroffen und es ist zu vermuten, dass dies noch eine Weile so bleibt. Bei einer Inflation von 3% sinkt die Rendite nur auf 1,942%. Bei einer Inflation von 4% schon auf magere 0,962%. Als Faustformel kann die Inflation damit analog der Verwaltungsgebühr einfach von der Rendite abgezogen werden. Eine graphische Übersicht der realen Renditen für verschiedene Renditen und Inflationsraten findet sich in der folgenden Grafik.
Im Ergebnis wird klar: Die Kosten beeinflussen die Rendite sehr! Das Produkt sollte mindestens 5% Rendite erzielen, damit die reale Rendite überhaupt noch positiv ist. Denn Steuer und Inflation nach allen Kosten lassen ansonsten kaum noch einen realen Wertzuwachs übrig. Wer genauere Berechnungen mit Unterscheidung zwischen Einmalanlagen und Sparplänen benötigt wird ebenfalls fündig. Konkrete Situationen selbst berechnen kannst Du mit dem Sparplankosten-Rechner oder dem Anlagekosten-Rechner.