Es gibt verschiedenen Stadien der Kompetenz, Inkompetenz und der Kompetenzentwicklung bei Finanzen. Wichtig ist dabei zu verstehen, wie diese durchlaufen werden können und was “bewusste” und “unbewusste” (In-)Kompetenz in diesem Zusammenhang bedeutet. Aber dazu musst Du die Stufen nicht nur kennen, sondern auch in der Lage sein, Deine Kompetenz oder eben Inkompetenz einzuschätzen.
Besonders interessant ist hier der “Dunning-Kruger-Effekt”, der populärwissenschaftlich Bekanntheit erlangt hat. Er steht für die Tendenz, sich trotz (völliger) Unkenntnis als kompetent einzuschätzen, weil einem die Grenzen der eigenen Kompetenz gar nicht bewusst sind. Es gibt eine ganze Menge Personen, die einfach nur Glück hatten, es aber fälschlicherweise für Können halten. Lass Dich davon nicht beirren. Es ist klar, dass wir in diesem Fall von der untersten Stufe der Kompetenzentwicklung sprechen. Allerdings steckt in der Kompetenzentwicklung auch das Wort “Entwicklung” – es besteht also Hoffnung.
Deshalb werfen wir nun allgemein einen Blick auf die Stufen, um ein besseres Verständnis zu bekommen. Danach übertragen wir die Kenntnis der einzelnen Kompetenzstufen auf den Finanzbereich, damit Du Dich richtig einschätzen kannst.
4 Stufen der Kompetenzentwicklung
Insgesamt gibt es vier Stufen der Kompetenzentwicklung, von der niedrigsten bis zur höchsten sind das:
- Unbewusste Inkompetenz: Auf der niedrigsten Stufe versteht eine Person nicht, worum es überhaupt geht. Damit weiß sie auch nicht, welchen Einfluss sie hat und wie sie etwas bewirken könnte. Die eigenen Defizite werden nicht erkannt. Personen mit mit unbewusster Inkompetenz handeln daher intuitiv falsch.
- Bewusste Inkompetenz: In der nächsthöheren Stufe weiß die Person, worum es geht. Ebenso kennt sie ihre Defizite und kann einschätzen, wie sich diese auswirken. Sie weiß jedoch immer noch nicht, wie sie etwas erreichen kann. Personen mit bewusster Inkompetenz können ihr Handeln nicht analysieren, aber dennoch intuitiv richtig handeln.
- Bewusste Kompetenz: In dieser Stufe weiß die Person, wie sie die Dinge anpacken muss, um ein Ziel zu erreichen. Trotzdem erfordert die Umsetzung Bewusstheit und eine hohe Konzentration. Die Aufgabe muss in Teilschritte zerlegt werden, um diese im Anschluss bewusst auszuführen. Eine Analyse des eigenen Vorgehens ist bei bewusster Kompetenz möglich.
- Unbewusste Kompetenz: Wenn eine Person so viel praktische Erfahrung hat, dass ihr die Fähigkeiten in Fleisch und Blut übergegangen sind, hat sie die höchste Stufe der Kompetenzentwicklung erreicht. Entsprechende Fähigkeiten können dann jederzeit abgerufen werden, oftmals ohne eine erhöhte Konzentration zu erfordern. Personen mit unbewusster Kompetenz handeln zwar intuitiv richtig, eine Analyse des Handelns ist ihnen aber nicht mehr möglich. (Man kann das mit dem Fahrradfahren vergleichen, das nach einiger Zeit der Übung völlig unbewusst – in den meisten Fällen erfolgreich – durchgeführt werden kann.)
Interessant ist, dass eine Person der höchsten Stufe ihre Fähigkeiten, nicht mehr problemlos weitervermitteln kann (implizites Wissen lässt sich in diesem Fall nicht explizieren), weil sie sich derer nicht bewusst sein muss. Es ist deshalb sehr wohl möglich, direkt den Sprung von Stufe 1, unbewusste Inkompetenz, zu Stufe 4, unbewusste Kompetenz, zu vollziehen. Aber dafür ist sehr viel Erfahrung nötig. Bei Finanzen reicht die Anzahl der Entscheidungen (und damit der Übungsmöglichkeiten) in der Regel nicht aus. Es ist auch nicht möglich, sich aktiv von Stufe 3, bewusste Kompetenz, auf Stufe 4, hochzuarbeiten.
Welche Kompetenzstufe hast Du bei Finanzen?
Wenn Du Dich bzgl. Finanzen in der höchsten Kompetenzstufe befindest, brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen. Intuitiv triffst Du die richtigen Entscheidungen und Du solltest kein Problem beim Umgang mit Geld haben. Wenn Du also überhaupt nicht an Geld denken musst und trotzdem immer genug hast, Deine Anlagen erfolgreich sind, obwohl Du gar nicht weißt warum – dann bist Du in Stufe 4! Händler könnten bspw. genügend Transaktionen haben, um eine ausreichende Erfahrungsbasis für ihre Intuition, und damit Stufe 4, zu sammeln.
Das betrifft allerdings vermutlich nur sehr wenige Personen, gerade im beim Thema Finanzen. Schauen wir uns daher die anderen Stufen an, in denen die meisten Personen zu finden sein werden. Wichtig ist, dass Du einschätzen kannst, in welcher Du Dich befindest. Daraus leitet sich dann der Weg ab, den Du für Deine finanzielle Weiterbildung beschreiten solltest, damit Du Erfolg hast.
Wenn Du weißt, wie Du etwas erreichen kannst, wirst Du alles erreichen, was Du willst. Dann wirst Du auch keine Probleme mehr haben, selbst wenn Du ab und an einen Fehler machst. Das wird aber nur der Fall sein, wenn Du nicht darüber nachdenkst und keine bewussten Entscheidungen triffst. Im Nachhinein kannst Du der Ursache durch Deine analytischen Fähigkeiten auf den Grund gehen. Daran kannst Du also arbeiten, je nachdem, wie viele Fehler Du machst. Aber unabhängig davon bist Du damit in Stufe 3 – und dort liegt es definitiv nicht mehr am fehlenden Wissen.
Die untersten Stufen sind am gefährlichsten!
Ob Du in den unteren beiden Stufen bist, erkennst Du leicht daran, dass Du eben nicht die Ergebnisse erzielst, die Du anstrebst. Diese Erkenntnis ist vermutlich leicht. Schwieriger, aber entscheidend, ist die Erkenntnis, ob Du weißt, worum es inhaltlich geht. Diese Unterscheidung ist jedoch essenziell beim Thema Finanzen. Denn nur dann kannst Du wirklich einschätzen, wo Deine Schwachstellen liegen und wie Du an Deinen Defiziten arbeiten kannst.
Anders ausgedrückt, Du musst erst in Stufe 2 kommen, bevor Du Dich selbstständig gezielt weiterentwickeln kannst. In Stufe 1, unbewusste Inkompetenz, ist das nur schwer möglich. Denn ohne zu wissen, worum es geht und wo Du im Verständnis stehst, handelst Du eben intuitiv falsch. Dies ist besonders bei Finanzen ständig der Fall, denn sehr häufig führt der erste Gedanke, der einem in den Kopf kommt und der “so plausibel erscheint”, in die Irre. Es hilft Dir übrigens auch nicht, alles über Finanzprodukte zu wissen. Denn das sind Details, die Dich eben nicht weiterbringen, wenn Du das große Ganze noch nicht verstehst.
Finanz-Seminare, Workshops und Messen sind auch nicht das Richtige bei unbewusster Inkompetenz. Du lernst dann zwar Konzepte und Vorgehensweisen kennen, aber deren bloßes Kopieren bringt Dich nicht weiter, wenn Du nicht verstehst, ob es für Dich und Deine Situation passend ist. Deswegen ist es für mich unverständlich, warum so viele Leute, die investieren wollen wie Warren Buffett, stundenlang über den richtigen ETF diskutieren oder sich für Weiterbildungs-Seminare anmelden. Das ist auf Stufe 1 einfach weder relevant noch sinnvoll. Hier lohnt es sich vielmehr, nach dem Konzept des Vermögenshelden vorzugehen und erst einmal mit den Grundlagen zu starten.
Schon auf Stufe 2 der Kompetenzentwicklung bei Finanzen?
Wenn Du es auf Stufe 2 geschafft hast, wird alles einfacher. Du hast grundsätzlich verstanden, worum es geht. Du kennst Deine Stärken und Schwächen, aber Du weißt noch nicht, wie Du etwas erreichst. Das große Problem ist jedoch, dass Du Deine Handlungen noch nicht analysieren kannst. Deshalb ist der Fortschritt auch schwer und es ist ratsam, sich Hilfe zu holen. Das wird dabei zunehmend leichter, weil Du mittlerweile in der Lage bist, einzuschätzen, wo Du diese benötigst.
Hier gehst Du die Schritte des Vermögenshelden bereits und arbeitest an den Aufgaben, um Dich zu verbessern. Aber die Ergebnisse und das Verständnis der Zusammenhänge brauchen Zeit. Dein Problem ist jedoch, dass Du keine Ahnung hast, wie Du etwas Bestimmtes erreichen kannst. Außerdem lernst Du noch nicht aus Deinen Fehlern, selbst wenn Du sie im Nachhinein erkennst, weil es Dir an der notwendigen Analyse mangelt.
Hier sind zwei Dinge von Bedeutung, die Dir weiterhelfen: Erstens musst Du lernen, Deine Entscheidung und deren Ergebnisse zu analysieren. Dadurch werden Dir Zusammenhänge klar und die zukünftigen Entscheidungen besser. Unter anderem, weil Du genau diese Analyse oder zumindest einen Teil davon bereits vor der Entscheidung vornehmen kannst. Durch diese Information gewinnst Du viel Sicherheit, das Richtige zu tun.
Zweitens kannst und musst Du Dir gezielt Hilfe holen. Zum Beispiel beim Vermögenshelden, der Dir unter Umständen genau den Artikel anbietet, der Dir hilft. Selbst Beiträge zu Entscheidungen der Vergangenheit helfen sehr, weil Du damit Ansatzpunkte für Deine eigene, gute Analyse bekommst. Hilfe bieten aber auch Kurse, Seminare, Workshops oder Coachings. Achte aber darauf, dass der Anbieter wirklich bewusst kompetent ist, also Stufe 3 erreicht hat. Denke daran, dass Du ohne Hilfe nicht Stufe 3 erreichen kannst, weil Deine Analysen noch unvollständig und/oder fehlerhaft sind.
Selbsteinschätzung ist alles!
Im Ergebnis hilft Dir das Kompetenzmodell sehr, um bei Deinen Finanzen erfolgreicher zu werden: Es bietet Dir eine objektive Möglichkeit, Dich einzuschätzen. Um Wohlstand zu erreichen hilft es Dir sehr, Deine Kompetenzentwicklung bei Finanzen zu beachten und so schnell wie möglich Stufe 3, bewusste Kompetenz, zu erreichen.
Aber Du darfst Dich auf keinen Fall falsch einschätzen, weil Dich das wertvolle Zeit kosten kann. Nicht nur, dass Du Dich eben auf einer tieferen Stufe auf dem Modell der Kompetenzentwicklung bei Finanzen befindest, Du wirst auch die falschen Wege gehen, um Dich zu entwickeln. Schätze Dich daher lieber konservativ ein und sei ehrlich zu Dir selbst bei der Entscheidung, wo Du Dich wirklich befindest. Das ist definitiv kein Wettbewerb gegen andere, nur einer für den Wohlstand in Deinem eigenen Leben. Geld ist nicht alles, aber mehr Geld ist einfach besser als weniger, wenn alles andere drumherum gleich bleibt!
Keine Lebenssituation ist identisch, es gibt nicht “den einen Weg”, der für jeden passt. Nichts ist einfach kopierbar, und: Alles verändert sich ständig. Es ist wie bei vielem im Leben, betrachte es als Spiel gegen Dich selbst. Was Du erreichen möchtest, bleibt Dir überlassen. Aber wie Du vorankommst, ist klar. Vielleicht noch nicht für Dich, aber hoffentlich hilft Dir dieses Modell der Kompetenzentwicklung bei Finanzen.