Buy only when it’s cheap. When it’s expensive, you have to sell it. (unknown trader)

Leerverkaufen von Aktien wird oft verteufelt. Aber warum? Für mich ist es nicht nachvollziehbar, wenn die zugrundeliegende Aktion eines Verkaufs betrachtet wird. Denn Aktien können nur verkauft werden, wenn ein anderer Anleger kaufen möchte. Und umgekehrt. In jedem Fall benötigt es für einen Kauf und Verkauf immer einen Käufer und einen Verkäufer, die sich über den Preis des Handels einig sein müssen. Insofern ist erst einmal kein Unterschied zwischen einem Käufer und einem Verkäufer.

Es ist zu vermuten, dass der Käufer von Aktien von steigenden Kursen ausgeht, der Verkäufer von fallenden, sofern er nicht einfach die Liquidität dringend benötigt. Stehen mehr Aktien zum Verkauf als gekauft werden sollen, führt das entsprechend zu fallenden Kursen. Mehr Wünsche zum Kauf von Aktien im Verhältnis zum Verkauf führen dagegen zu steigenden Kursen. Es macht immer noch keinen Unterschied, es kommt einzig und allein auf die Anzahl der angebotenen und nachgefragten Aktien an.

Das Verhältnis von Chance zu Risiko

Wenn jemand Aktien kaufen möchte, muss er sich einfach dazu entscheiden und das Geld haben. Um Aktien jedoch zu verkaufen, muss der Verkäufer die Aktien besitzen, damit er sie dem Käufer übergeben kann. Jemand, der Aktien nicht besitzt, muss sie also vorher von jemand anderem leihen. Allerdings muss er die Aktien anschließend wieder zurückgeben. Er muss sie also zu einem späteren Zeitpunkt kaufen und er verdient Geld, wenn der Kauf zu einem geringeren Preis erfolgt. Ist der Preis höher verliert er Geld. Er hat sogar das Problem, dass er den Kauf nicht unendlich aufschieben kann, weil der Verleiher die Aktien zu einem bestimmten Termin zurückhaben möchte und zusätzlich für die Zeit der Leihe eine Gebühr erhält.

Der Käufer setzt sein Geld ein und kann es komplett verlieren, wenn der Kurs der Aktien auf 0 sinkt. Auf der anderen Seite kann er nahezu unbegrenzt gewinnen, wenn der Kurs der Aktien eben sehr stark steigt. Beim Verkäufer ist es umkehrt. Er kann maximal den Preis der Aktien gewinnen, genau wenn sie danach auf 0 fallen. Aber er kann nahezu unendlich viel verlieren, wiederum wenn der Kurs der Aktien eben sehr stark steigt. Du solltest Dir beim Leerverkaufen also sehr sicher sein, wenn Du Geld bezahlst, um Dir eine Aktie zu leihen, um anschließend mit einem schlechten Chance-Risiko-Verhältnis zu handeln.

Bei der Transaktion an sich macht es keinen Unterschied, ob der Verkäufer die Aktien hat oder nicht. Anschließend geht die Aktie in die Hand des Käufers über. Der Unterschied ist nur, dass der Leerverkäufer die Aktie anschließend noch zurückkaufen muss. Irgendwann in der Zukunft muss er die Aktien von jemand anderem kaufen, der sie verkaufen will. Wenn niemand dazu bereit ist, kann alleine der notwendige Kauf wiederum zum Steigen des Aktienkurses führen. Ebenso, wie jetzt das zusätzliche Angebot an zu verkaufenden Aktien zu fallenden Kursen führen kann.

Ein Handel bedingt immer Käufer und Verkäufer

Den Leerverkäufer zu verteufeln oder für fallende Kurse verantwortlich zu machen, ist daher von Grund auf falsch. Denn er handelt mit einem Käufer, der an steigende Kurse glaubt. Außerdem muss er die Aktien von jemandem leihen, der ebenso verkaufen könnte. Das würde keinen Unterschied hinsichtlich der weiteren Kursentwicklung der Aktie machen, nur wer mit dem Ergebnis der Kursänderung leben muss. Insofern kann Leerverkaufen an sich nicht schlecht sein, weil es nur zu besseren Kursen führt. Denn es findet zusätzlicher Handel mit Aktien statt, der sonst nicht stattgefunden hätte. Je mehr Handel stattfindet, umso besser ist es für die Kurse, weil mehr Information zum Preis in den Handel einfließen. Davon profitieren Käufer und Verkäufer gleichermaßen.

Geld verdient der Leerverkäufer ebenso wie der normale Käufer. Wenn sie zu niedrigen Kursen kaufen und zu hohen verkaufen. Der Unterschied besteht letztlich nur in der Reihenfolge, weil der Käufer kauft zuerst und verkauft später. Der Leerverkäufer dagegen verkauft zuerst und kauf später. Die Kurse sollten also im ersten Fall steigen und im zweiten Fall fallen.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum Leerverkäufer einen schlechten Ruf haben. Denn wenn sie Geld verdienen, dann sind die Kurse gefallen und alle anderen, welche die Aktien gehalten haben, haben Geld verloren. Es bietet sich an, den Leerverkäufer dafür verantwortlich zu machen. Aber warum? Seine Verkäufe waren nur möglich, weil andere gekauft haben. Und der anschließende Kauf steht noch aus, zu dem der Leerverkäufer einen Verkäufer braucht, der im die Aktien verkauft. Denn anschließend muss er sie noch an denjenigen zurückgeben, von dem er sie geliehen hat. Der damit übrigens immer dann Geld verliert, wenn der Leerverkäufer gewinnt!