Schon 1979 titelte die Business Week mit dem Tod von Aktien („The Death of Equities“), bevor die längste Hausse mit Kursgewinnen bis zum Jahr 2000 einsetzte. Die Kurse haben sich in diesem Zeitraum ungefähr verzehnfacht. Interessanterweise gab es genau in diesem Frühjahr die Schlagzeile der Bildzeitung, dass der neue Markt alle reich machen würde. Kurz darauf begann der Absturz, der besonders die Späteingestiegen fast ihre gesamten Investitionen kostete.

Orientierst Du Dich an Zeitschriften?

Aus diesem Grund werden die Schlagzeilen großer Anlegermagazine seit dem Bild-Zeitungsindikator genannt. Sie können ein verlässlicher Indikator für Aktienempfehlungen sein, wenn Du ihn Kontraindikator nutzt. Du solltest also das Gegenteil von dem machen, was in der Zeitung steht. Der neue Markt hat sich von diesen Kursverlusten übrigens nicht mehr erholt und wurde irgendwann umbenannt.

Selbst der DAX hat für den Ausgleich seiner Verluste bis zum Jahr 2007 gebraucht. Rechtzeitig zu diesen neuen Höchstständen motivierte der Focus mit „Werden Sie Börsengewinner!“ dafür, Aktionär zu werden. Als selbst die Hörzu, eine Fernsehzeitschrift, auf der Titelseite das Thema „Börsenreichtum“ hatte, wäre ein guter Zeitpunkt zum Verkaufen gewesen. Dank den Spekulationen der Societe Generale stagnierte der Markt zwar noch ein halbes Jahr, bevor es abwärts ging – ein guter Verkaufszeitpunkt war es trotzdem.

Selbst der Aktionär hatte mit dem Titel „Optimale Kauf-Zeit“ wohl hauptsächlich seine optimistische Einstellung wiedergegeben, statt richtig zu liegen. Die Finanzkrise brach dann 2008 richtig aus und die Kurse gingen bis ins Jahr 2009 auf Talfahrt. Aber auch davon hat sich der DAX erholt und konnte im Sommer 2013 wieder neue Höchststände erklimmen. Im ersten Halbjahr 2014 stagnierte der DAX dann schließlich zwischen 9.000 und 10.000 Punkten, ohne dass sich eine neue Richtung aus diesem Hoch herauskristallisierte.

Lerne die Zeichen zu deuten!

Focus Money preschte dann im August bei einem Stand von ungefähr 9.200 Punkten mit „Sie sollten alle Aktien verkaufen“ vor, 2 Monate vor dem Aktionär, der „Crash voraus – raus aus Aktien“ titelte, als der Kurs schon nur noch circa 8.500 Punkte war. Der Fairness halber sei zu erwähnen, dass nur eine Woche mit dem Titel „Krisen als Kaufchance“ die gegenteilige Aussage genau richtig gewesen wäre, denn der DAX stieg in einem halben Jahr auf über 12.000 Punkte im April 2015.

Jetzt titelte Focus Money sehr optimistisch „Der DAX kann nicht fallen“ und Börse Online sah den DAX sogar konkret mit „DAX 20.000“ in ganz anderen Sphären. Wiederum der Aktionär hatte daran zumindest Zweifel, was er im Titel „Alles verkaufen?“ zum Ausdruck brachte. Ob dies dann wirklich die harte Empfehlung zum Verkauf einschloss sei dahingestellt. Zumindest wäre dies im Nachhinein sinnvoll gewesen, weil es 6 Monate abwärts bis auf gut 9.500 Punkte im DAX ging.

Ich denke eher, dass erst mit dem Titel im August „DAX – Das Verkaufssignal“ der Aktionär wirklich zum Verkauf riet, da war der Kurs des DAX aber schon nur noch 10.000 Punkte. Focus Money empfahl sogar erst Ende September den Verkauf mit „Sie sollten alle Aktien verkaufen“, hier stand der DAX sogar nur noch auf gut 9.600 Punkten. Dann ging es jedoch erst einmal bis auf über 11.400 Punkte hoch.

Eine wirkliche Hilfe sind Zeitschriften nicht!

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Titelseiten auch in der letzten Zeit wieder ein verlässlicher Kontraindikator waren, selbst auf große Indizes bezogen. Niemand hat den Stein der Weisen gefunden und selbst die Profis wissen nicht, wie es weitergeht. Die Empfehlung kann daher nur sein, sich selbst eine Meinung über den Wert zu bilden und einen langen Anlagehorizont zu haben – dann ist der Kaufkurs nicht mehr so entscheidend!

Aber wenn Medien über Dinge berichten, die nicht in ihrem Fokus liegen sollten, ist auf jeden Fall Vorsicht angebracht. Warum schreiben sie darüber, wenn die Leser doch die Zeitschrift aus anderen Gründen kaufen? Offensichtlich ist das allgemeine Interesse so groß, dass es die Leser auch interessiert. Das bedeutet jedoch, dass die meisten wohl entweder schon gekauft / verkauft haben, oder nicht kaufen / verkaufen werden. Die Gefahr ist dann durchaus, als letzter zu handeln. Das ist immer riskant, wenn der Wert nicht eindeutig und objektiv ist. Sei Dir dessen bewusst, Deine langfristige Rendite wird es Dir danken.