Finanzielle Unabhängigkeit beurteilen, Fortschritt messen zu können ist wichtig. Denn finanzielle Unabhängigkeit oder finanzielle Freiheit gibt Dir die Möglichkeit, wirklich frei zu sein. Dann kannst Du das tun, was Du möchtest. Natürlich im Rahmen sonstiger Abhängigkeiten wie Familie oder dem Rechtssystem, die Du nicht unterschätzen solltest, weil sie ebenfalls großen Einfluss auf Dein Leben haben. Aber wir wollen uns nur mit der finanziellen Seite beschäftigen.

Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet, dass keinerlei Abhängigkeit von einem Einkommen besteht. Es spielt dabei keine Rolle, wie der Liquiditätsbedarf dabei gedeckt wird. Hauptsache es ist eben bis zum Lebensende genug Geld vorhanden, um sämtliche Ausgaben bezahlen zu können. Dies ist die höchste Stufe, die vollständige finanzielle Unabhängigkeit. Es versteht sich von selbst, dass es deutliche Unterschiede innerhalb dieser Stufe gibt. Bspw. zwischen Personen, die es gerade so schaffen und deren zu verschenkendes oder zu vererbendes Vermögen fast wertlos ist. Oder vielfachen Milliardären, welche noch große Summen spenden könnten.

Eine Skala für die Messung

Auf dem anderen Ende befindet sich die vollständige Abhängigkeit, bspw. von einem Kind. Bis es eben ein ausreichendes eigenes Einkommen erzielt, um die Kosten der Lebenshaltung tragen zu können. Zumindest sofern es noch nicht über eigenes Vermögen verfügt, welches das fehlende Einkommen ersetzen könnte. Dieses Extrem werde ich im Folgenden als Stufe -100 bezeichnen. Das Extrem der vollständigen finanziellen Unabhängigkeit dagegen mit Stufe +100.

Genau in der Mitte ist die Stufe 0 – es ist schon Einkommen vorhanden, dieses reicht aber immer nur genau, um die Ausgaben des gleichen Zeitraums zu decken. Zwischen beiden Extremen gibt es noch viele weitere Stufen, deren Bezeichnung allerdings weniger wichtig ist und deren Einteilung jeder für sich selbst bewerten muss. Ich werde der Einfachheit halber einfach von -99 bis +99 durchnummerieren, wobei jede Zahl möglich ist. Ebenso denkbar wären nur die Runden Zahlen -90, -80 und weiter bis +90 zu nutzen.

Aber es geht uns nicht um die Zahl an sich, ob Du oder jemand anderes auf Stufe +17 oder +23 steht. Sondern es geht darum, dass Du letztes Jahr auf Stufe +17 warst und heute schon bei Stufe +23 bist, und damit näher am Ziel. Und das Ziel muss noch nicht einmal die Stufe +100 sein. Außerdem muss Dein Vermögen nicht wachsen, um voran zu kommen, Du kannst auch Deine Ausgaben reduzieren. Aber der Reihe nach.

Die negativen Stufen bis 0

Zu unterscheiden ist jedoch auf jeden Fall, ob die Lebenshaltungskosten aus dem eigenen Einkommen gedeckt werden können, wenn noch kein Vermögen vorhanden ist oder wäre. Einfach dargestellt, jemand mit einem Einkommen von 1.500 € monatlich und monatlichen Kosten in Höhe von 2.000 € hat ein Problem. Er muss jeden Monat die fehlenden 500 € irgendwoher nehmen. Sofern er über ein entsprechend großes Vermögen verfügt, stellt es jedoch kein großes Problem dar. Beträgt sein Vermögen bspw. ein Million €, reicht es sicher bis zum Lebensende, selbst wenn er erst 20 Jahre alt ist. (Die Inflation braucht an dieser Stelle nicht beachtet zu werden, weil sich dadurch lediglich die Höhe des Betrages in diesem Beispiel ändern würde.)

Ist jedoch kein Vermögen vorhanden, so müssen entweder die Kosten gesenkt werden oder jemand anderes muss das fehlende Geld bezahlen. Egal ob dies die Eltern sind oder der Staat mittels Ersatzeinkommen, es besteht eine Abhängigkeit. Diese kann auch in dieser Situation nicht verringert werden, weil kein zusätzliches Geld vorhanden ist, mit welchem Vermögen geschaffen werden könnte. Aus diesem Grund spielt sich dies alles auf den negativen Stufen ab. Es kann jedoch noch unterschieden werden, wie stark diese Abhängigkeit ist, die Kosten der Lebenshaltung zu decken. In obigem Beispiel, in dem 500 € oder 25% gefehlt haben, findet sich die Person auf dem Level -25 wieder.

Jemand mit überhaupt keinem Einkommen startet daher auf dem Level -100 und kann sich mit steigendem Einkommen immer weiter Richtung 0 arbeiten. Deckt das Einkommen die Ausgaben der Lebenshaltung zur Hälfte, so befindet er sich bereits auf Stufe -50. Sind diese genauso hoch wie seine Ausgaben, so ist es bereits das Level 0. Die negativen Stufen von -100 bis 0 sind damit leicht definiert, um finanzielle Unabhängigkeit beurteilen zu können. Bei den positiven wird es jedoch komplizierter.

In den positiven Stufen ist das Budgets irrelevant

Ist das Einkommen höher als die Ausgaben, so wird das darüber hinausgehende Geld gespart und führt dazu, höhere Stufen zu erreichen. Es ist jedoch nicht so einfach, wie im negativen Bereich. Denn 50% zu Sparen, oder 100% mehr Einkommen zu haben, ist eben noch nicht die finanzielle Unabhängigkeit auf Stufe +100. Das Einkommen ist für die finanzielle Unabhängig schlicht nicht entscheidend, weil es Abhängigkeit bedeutet. Daher konzentrieren wir uns bei bei positiven Werten rein auf das vorhandene Vermögen. Reicht das angesparte Vermögen aus, um die Hälfte des weiteren Lebens das Einkommen zu ersetzen, so könnte dies dem Level +50 entsprechen.

Leider kommen bei positiven Leveln etwas mehr Schwierigkeiten bei der Berechnung zum Vorschein. Denn nicht nur, dass die genaue Lebenserwartung unbekannt ist, zusätzlich variieren die Kosten der Lebenshaltung über die Zeit. Jemand in Rente braucht deutlich weniger Einkommen, weil seine Rente bereits zu einem gewissen Teil oder vollständig seine Lebenshaltungskosten deckt. Dies gilt zumindest solange keine gravierende Krankheit eintritt. Die wäre niemandem zu wünschen, könnte allerdings mit deutlich höheren Kosten einhergehen.

Es kann des Weiteren passieren, dass Du zwar weniger ausgibst, als Du einnimmst, aber trotzdem noch Schulden hast. Das führt dazu, dass Du zwar nicht mehr auf einer negativen Stufe bist, aber auch auf keiner positiven. Erst wenn Dein Vermögen positiv ist, bewegst Du Dich auf den positiven Stufen nach vorne. Aber wie schnell? Wer finanzielle Unabhängigkeit beurteilen, muss sich festlegen.

Finanzielle Unabhängigkeit beurteilen

Am Anfang messen wir mit den Stufen einfach die Anzahl der Monate, die Du von Deinem Vermögen leben könntest. Wer die Notreserve angespart hat und damit 6 Monate von seinem Vermögen leben könnte, befindet sich auf Stufe +6. So geht es weiter, bis auf Stufe +25. Mehr als 2 Jahre von seinem Vermögen leben zu können ist natürlich schon gut, aber bei weitem noch nicht finanziell frei.

Daher werden wir die Anforderungen erhöhen. Für jede weitere Stufe muss das Vermögen anschließend 3 weitere Monate ausreichen, für Stufe +26 also schon 28 Monate bis hin zu 100 Monaten für Stufe +50. Dann steigern wir die Anforderungen erneut auf 8 Monate pro Stufe. Für Stufe +51 sind damit 108 Monate, oder 9 Jahre, notwendig und für Stufe +75 schon 25 Jahre notwendig. Das klingt schon wirklich gut, aber auch noch nicht ganz finanziell frei und unabhängig. Deswegen erhöhen wir die Anforderungen ein letztes Mal auf 3 Jahre. Für Stufe +76 sind dann 28 Jahre notwendig und für Stufe +100 genau 100 Jahre. Das sollte für finanzielle Unabhängigkeit ausreichen.

Dies verdeutlicht drei Dinge. Zum einen, das mehr Vermögen eben immer mit einem mehr an Unabhängigkeit und Freiheit einhergeht. Aber zum zweiten, dass diese umgekehrt mit der Höhe der Ausgaben zusammenhängt. Also wer weniger ausgibt, wird damit unabhängiger. Du solltest beides im Auge haben, um schneller an Dein gewünschtes Ziel zu gelangen. Damit kannst Du finanzielle Unabhängigkeit beurteilen kannst, musst Du sie messen können. Je leichter, desto besser.

Inflation und Erträge sind wichtig

Damit verändert sich Deine Stufe mit jedem Jahr, weil sich vermutlich Deine Ausgaben und Dein Vermögen ändert. Nicht nur, weil sich Deine Lebensumstände ändern, sondern schon aufgrund der Inflation und weil Du entweder Vermögen sparst oder verzehrst. Inflation, oder steigende Preise, sorgen dafür, dass Deine Ausgaben steigen und Dein Vermögen somit weniger Monate hält. Jemand auf Stufe +10 kann bei 10% höheren Preisen für seine Ausgaben damit diese nur noch 9 Monate bezahlen, rutscht also auf Stufe +9 herunter.

Zum dritten geht mit einer höheren Rendite Deines Vermögens, also mehr erwirtschafteter Erträge, immer eine größere finanzielle Unabhängigkeit einher. Nehmen wir an, jemand gibt genau so viel aus, wie er einnimmt und ist auf Stufe +20, kann also 20 Monate von seinem Vermögen leben. Bei einer erzielten Rendite in Höhe von 10% erreicht es im nächsten Jahr Stufe +22. Jemand anderes mit einer Rendite von 0% ist immer noch auf Stufe +20, während dessen sich jemand mit 5% Rendite wenigstens auf Stufe +21 verbessert.

Niemand weiß, wie die Inflation in einem Jahr sein wird. Ebenso werden hohe Rendite nur erzielt, wenn Risiken eingegangen werden und damit sind diese Rendite unsicher. Solange Dein Du also nicht auf Stufe +100 bist, oder Du so alt bist, dass auch Stufe +80 locker ausreicht, musst Du sowohl Deine Rendite als auch die Inflation im Blick behalten. Erst wenn Du ein gutes Gefühl für die Entwicklung hast, kannst Du Dich darauf verlassen.

Aber das kommt mit der Zeit und am wichtigsten ist, dass Du Dir über Deine Prioritäten im Leben Gedanken gemacht hast. Je besser Du dann so leben kannst, umso glücklicher wirst Du sein und das ist es, worauf es letztlich ankommt! Finanzielle Unabhängigkeit beurteilen, den Fortschritt zu messen hilft Dir dabei.