Berufsunfähigkeit Risiko besser einschätzen
Es ist verdammt schwer, dass Berufsunfähigkeit-Risiko einzuschätzen. Zunächst einmal setzt sich das Risiko aus 2 Komponenten zusammen. Zum einen aus der Höhe des Schadens, der Eintritt, wenn Du berufsunfähig wirst. Zum anderen, aus der Wahrscheinlichkeit, Deinen Beruf nicht mehr ausüben zu können.
Interessant ist nun, dass beide Komponenten nicht einfach nur schwer zu bestimmen sind, sondern sich auch noch ständig verändern. Die Höhe des Schadens im Falle der Berufsunfähigkeit ist das entgangene Einkommen aus der Arbeit bis zur Rente. In einer vollständigen Vermögensbilanz ist dieser Betrag unter Wert der Arbeitskraft zu finden. Die Finanz-App Vermögensheld berechnet ihn für Dich. Dieser Betrag sinkt mit jedem Monat, weil die verbleibenden Monate weniger werden. Andererseits steigt der Schaden, wenn sich Dein Einkommen erhöht. Wenn Du die Arbeit wechselst kann dies ebenfalls eine mehr oder weniger große Veränderung Deines Einkommens und damit der Höhe des Schadens im Falle einer Berufsunfähigkeit zur Folge haben.
Ähnliches gilt für die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens. Der Durchschnitt für eine Person Deines Alters mit Deiner Qualifikation und Deiner Gesundheit trifft niemals exakt auf Dich zu. Deine Gesundheit kann sich verändern oder Du hast irgendwann Lust, etwas anderes zu machen. Du kannst ein gefährliches Hobby beginnen oder eines beenden. Das alles verändert die Wahrscheinlichkeit, jetzt oder in Zukunft berufsunfähig zu werden.
Was bedeutet Berufsunfähigkeit?
Der Begriff Berufsunfähigkeit ist umgangssprachlich gleichzusetzen mit der Möglichkeit, Deinen aktuellen Beruf nicht mehr ausüben zu können. In einige Fällen ist das leicht festzustellen, wenn bspw. ein Fußballspieler durch einen Unfall ein Bein verliert. Aber was ist, wenn ein Sachbearbeiter einen Arm verliert? Dann ist er vielleicht langsamer als vorher, aber grundsätzlich kann er seinen Arbeit noch ausführen. Ist er berufsunfähig?
Jetzt machen wir es noch komplizierter. Was ist, wenn er eine bestimmte Tätigkeit hat, für die er beide Arme gleichzeitig benötigt? Dann kann er alles machen, bis auf diese Tätigkeit. Dann ist er nicht vollständig berufsunfähig, aber zumindest teilweise. Was bedeutet das für sein Einkommen?
Vielleicht könnte er seinen Beruf an anderer Stelle ausüben, ohne diese eine Tätigkeit, bei der er beide Arme gleichzeitig benötigt. Dann könnte er wechseln und noch arbeiten, aber eventuell mit einem niedrigeren Einkommen. Müsste er es auch? Auf jeden Fall, wenn er noch ein Einkommen erzielen will. Genau das ist der spannende Punkt, den es zu bedenken gilt. In welchem Fall verlierst Du welchen Teil Deines Einkommens? Was müsstest Du tun, um diese Einbußen so gering wie möglich zu halten?
Welche Versicherungen gibt es?
Die einfachste Möglichkeit ist in diesem Fall, sich zu versichern. Du zahlst einen monatlichen Beitrag, um im Falle einer Berufsunfähigkeit abgesichert zu sein. Allerdings kann es immer einen Unterschied geben, zwischen der Sicht der Versicherung und Dir, wann welcher Schaden vorliegt. Für Dich liegt Berufsunfähigkeit vor, wenn Du aus gesundheitlichen Gründen Deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Die Versicherung wird jedoch differenzierter urteilen. Sollte sie jedoch zum gleichen Urteil gelangen, wird sie Dir eine Berufsunfähigkeitsrente (BU Rente) auszahlen.
Die gute Nachricht ist, dass Du bereits über einen gewissen Berufsunfähigkeitsschutz (BU Schutz) verfügst, wenn Du Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherung bist. Aber die gesetzliche Absicherung ist leider nicht mehr so gut, wie sie einmal war. Denn seit längerem bekommen Personen, die nach 1961 geboren sind, nur noch eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente, keine BU Rente mehr. Dies bedeutet jedoch, dass Du überhaupt keine Arbeit mehr ausüben kannst. Entsprechend groß können die Einbußen beim Einkommen sein, weil einfachere Tätigkeiten eventuell schlechter entlohnt werden.
Du benötigst also eine private Berufsunfähigkeitsversicherung, möchtest Du dieses Risiko ausschließen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn Du Deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Aber was ist, wenn es einen anderen Beruf gibt, der Deiner Qualifikation entspricht? Versicherer bieten hier die Option an, auf diese Verweisung zu verzichten.
Wie schätzt Du Dein Berufsunfähigkeit-Risiko ein?
Wenn Dir die gesetzliche Absicherung nicht ausreicht, bietet sich der Abschluss einer BU Versicherung für den Fall an, nicht mehr in Deinem Beruf arbeiten zu können. In den meisten Fällen ist dies ratsam, weil das weil der Wert der Arbeitskraft besonders in jungen Jahren einen großen Anteil in der Vermögensbilanz hat. Ein höheres Risiko bedeutet in der Regel jedoch höhere Beiträge. Entscheide selbst, wie viel Dir ein BU Schutz wert ist.
Hier ist nicht der Ort, um sich mit Details aufzuhalten. Es gibt unzählige, bspw. ob psychische Erkrankungen eingeschlossen sind oder wie bestimmt wird, wie viel Prozent Berufsunfähigkeit vorliegt. In der Regel leisten Versicherer erst, wenn dies mindestens 50 Prozent sind, d.h. für 49 Prozent wird keine Leistung fällig. Das bedeutet für Dich, das immer ein Restrisiko bestehen bleibt.
Des Weiteren ist zu bedenken, dass das Risiko berufsunfähig zu werden, mit dem Alter steigt. Für einen 30-jährigen ist es daher teurer, wenn er sich bis zum 67 Lebensjahr absichert, als nur bis zum 60. Lebensjahr. Allerdings ist dies der Fall, weil das Risiko in den letzten Jahren vor der Rente eben am höchsten ist. Allerdings solltest Du mit 60 bereits genügend Vermögen aufgebaut haben, dass Du es besser verkraften könntest. Im besten Fall strebst Du eine Rente im Alter von 50 Jahren an, so dass Du mit einer Versicherung bis zum 55. Lebensjahr auf der sicheren Seite bist und Beiträge sparst.
Also, was tun?
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung kann im Ernstfall den Unterschied zwischen finanzieller Sicherheit und Existenzbedrohung ausmachen. Das bedeutet nichts anderes, als das Du alles verlieren kannst, wenn es Dich treffen sollte. Damit hängt es letztlich davon ab, wie viel Risiko Du tragen möchtest. Aus meiner Sicht sind die Beiträge leicht zu verkraften, selbst wenn es mehr als 100 € im Monat sein sollten. Denn in jungen Jahren sicherst Du ein großes Vermögen damit ab. In späteren Jahren wird Dir der Betrag nicht mehr so wehtun.
Also setze Dich mit dem Risiko auseinander und eine gute Finanz-App wird Dir Deine finanziellen Risiken gut aufbereiten. Wenn Du Dir diese betrachtest wirst Du intuitiv entscheiden können, ob Du sie versichern möchtest.