Wie lange solltest Du in Aktien investiert sein, wenn Aktienrenditen variieren? Oft wird ein Zeitraum von mindestens 10 Jahren genannt, was ungefähr 2.400 Börsentagen entspricht. Früher wurde viel langfristiger in Aktien investiert, heute ist die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie in Fonds bereits unter ein Jahr gesunken. Damit Du mich nicht falsch verstehst, Du kannst immer schnell mit einem großen Gewinn verkaufen.

Aber es kann eben auch anders kommen. Der Kurs der Aktie kann sich nicht bewegt haben oder sogar gefallen sein. Dann macht ein Verkauf nicht so viel Spaß. Die Frage ist also, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis sich eine Aktie wirklich deutlich bewegt hat. Am besten natürlich in die richtige Richtung.

Welche Kursveränderungen sind zu erwarten?

In der Grafik werden verschiedene Zeiträume von 60 bis 2.400 Tagen betrachtet, jeweils für ein durchschnittliches, das beste und das schlechteste Investment der Vergangenheit. Die Ergebnisse betreffen DAX und wurden aus einer Spanne von insgesamt über 55 Jahren berechnet wurden.

Aktienrenditen variieren

Nach 60 Tagen konntest Du beispielsweise im besten Fall eine jährliche Rendite von fast 295% erzielen, im schlechtesten Fall wären es jedoch rund -85% gewesen. Dabei handelt es sich jedoch nur um die hochgerechnete Jahresrendite. In beiden Fällen wäre es am Ende nicht so extrem gekommen, weil nach 240 Tagen, also ungefähr einem Jahr, im besten Fall nur noch ungefähr 85% hätten erzielt werden können und im schlechtesten -60%. Letztere ist nicht wesentlich besser, dennoch ist die Verengung der Spannweite in diesem Zeitraum schon deutlich in der Grafik sehen.

Nach 2.400 Tagen kannst Du dann relativ entspannt sein, weil der schlechteste Fall nur noch bei -4,3% liegt. Ist zwar noch nicht toll und sogar negativ, aber deswegen sind 10 Jahre auch nur die Mindesthaltedauer. Du hättest auch im besten Fall bei 12,2% liegen können. da ist es dann eher Schade, dass es nicht mehr 85% sind. Die absolute Spannweite der jährlichen Rendite selbst nach 10 Jahren mit 16,5% macht wohl jedem deutlich, dass eine Anlage in Aktien kein risikoloses Investment ist.

Aktienrenditen variieren – auch bei Indizes

Beachte jedoch unbedingt, dass wir hier über die Wertveränderung des DAX sprechen. Also den Durchschnitt von früher 30 und heute 40 Aktien. Bei einzelnen Aktien waren diese Wertveränderungen damit noch wesentlich größer. Außerdem spiegeln diese Ergebnisse nur die Vergangenheit wieder, die Zukunft kann gänzlich anders aussehen. Vielleicht steigen Aktien oder der DAX noch stärker, vielleicht fallen sie aber auch stärker. Niemand kann es voraussehen.

Außerdem sprechen wir über jährliche Rendite. -4,3% pro Jahr bedeuten damit im Ergebnis einen Verlust von mehr als 35% Deines eingesetzten Kapitals! Dies sogar noch vor Inflation, weil nur die nominalen Kursveränderungen genutzt wurden. Selbst bei einer Inflation von gut 2% pro Jahr, dem Zielwert der Europäischen Zentralbank, kommen noch einmal knapp 20% Wertverlust durch Inflation hinzu. Damit verlierst Du im schlechtesten Fall fast die Hälfte Deiner Investition!

Als Fazit ist klar zu sehen, dass sich jeder Anleger auf ein Spiel einlässt, dessen Ausgang offen ist. Aber mit zunehmender Dauer nähert sich eben alles dem Durchschnitt an, wo der auch immer in der Zukunft liegen mag. Allerdings können 10 Jahre für einen Zyklus eben noch wesentlich zu kurz sein! Es wäre jedoch zu einfach, dies jetzt lediglich auf Glück oder Pech zurückzuführen. Denn es gibt genügend Anhaltspunkte, die Bewertung des Aktienmarktes zu beurteilen. Selbst wenn dies keine Fehlbewertungen zu einem späteren Zeitpunkt ausschließt.

Aktienrenditen variieren auch jährlich

Wie in den täglichen Aktienrenditen gut zu erkennen war, hat es in der Vergangenheit rund 10 Jahre gedauert, bis die Spannweite der Ergebnisse einigermaßen erträglich wurde. Während 295% Plus in 60 Tagen sicherlich gerne genommen wird, so sind -85% doch eher unschön. Laufen die Linien in der täglichen Darstellung deutlich zusammen, so sind diese bei der jährlichen Darstellung wieder deutlich weiter auseinander. Dies liegt allerdings nur an der geänderten Skalierung der Achse. Ansonsten wird an der Grafik ersichtlich, dass sich diese Spannweite wieder mit wachsender Anlagedauer weiter verengt.

Aktienrenditen variieren jährlich

Nach 40 Jahren beispielsweise lag die Rendite im Durchschnitt bei 7%, im besten Fall bei 10% und im schlechtesten bei 5%. Jeder Anleger wünscht sich den besten Fall und der Unterschied von 5%-Punkten nach 40 Jahren ist auch gewaltig, aber die Inflation wäre je nach Zeitraum zumindest gemildert oder sogar geschlagen worden.

Dass die Unterschiede geringer werden hängt jedoch auch mit der Länge der verfügbaren Zeitreihe zusammen. Für eine wirklich gute Aussage wären mehrere unabhängige Zeiträume notwendig, was bei 50 Jahren bspw. erst über einen Zeitraum von vielleicht 500 Jahren gegeben ist. Es dauert also noch ein wenig, bis wir die notwendigen Daten verfügbar haben.

Kannst Du vor Verlusten sicher sein?

Interessant ist jedoch noch der schlechteste Fall und die 0%-Linie. Auf diese jährlichen Renditen bezogen ist ersichtlich, dass eine Garantie ab 22 Jahren unnötig wäre, weil die Rendite ab diesem Zeitpunkt nie negativ war. Auf täglicher Basis war dies dennoch knapp der Fall, aber die Botschaft bleibt. Je kürzer der Zeitraum, umso sinnvoller kann eine Garantie sein. Auf lange Sicht sind die Kosten der Garantie unnötig.

Die Erhöhung des Durchschnitts bei rund 30 Jahren hängt damit zusammen, dass sowohl die Zeiträume ab 1960 und bis 2017 die lange Hausse zwischen 1982 und 2000 enthalten. Für 30 Jahre oder länger liegen also nicht einmal 2 unabhängige Zeiträume vor.

Noch problematischer ist, dass der letzte Zyklus seit der Hausse zu Beginn der 1970’er Jahre noch nicht abgeschlossen ist. Hier müssen wir also erst abwarten, wann diese beendet sein wird und wie tief die Kurse zum Ende gefallen sein werden. Das wird alle Linien nach unten ziehen, die täglichen und die jährlichen.

Aber es ändert nichts an der Aussage, Aktienrenditen variieren. Das bietet jedoch auch Chancen, wobei die Entwicklung des Aktienmarktes nicht vorherzusehen ist. Die Vergangenheit gibt eine Orientierung, aber keine Sicherheit. Höchstens, wenn sich die Aktien lange überdurchschnittlich gut entwickelt haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich unterdurchschnittlich entwickeln werden. Und umgekehrt. Zumindest auf lange Sicht – kurzfristig kann es auch anders kommen. 😉