Nach welcher Variante wählst Du Aktien aus, wenn Du am Aktienmarkt investieren möchtest? Einfach ist es nicht und es gibt unzählige Möglichkeiten. Von Tipps zu einzelnen Aktien bis hin zu komplexen Strategien ist alles denkbar. Aber welche Variante verspricht am ehesten Erfolg?

Die Chance auf schnellen Reichtum ist mit dem Kauf der Aktien eines Unternehmens höher, als beim Kauf von Aktien mehrerer Unternehmen. Allerdings ist eben auch das Risiko bei einer Aktie höher. Wenn Du Dich mit dieser einen Aktie jedoch sehr gut auskennst, dann kannst Du selbst beurteilen, wie groß das Risiko ist. Warren Buffet nutzt dies und hat fast sein gesamtes Geld in sein Unternehmen investiert hat. Aufgrund der Wertentwicklung dessen Aktien wurde er zum (zeitweise) reichsten Mann der Welt. Allerdings soll es am neuen Markt zur Jahrtausendwende auch genügend Leute gegeben haben, bei denen es eher andersherum lief. Sie hatten viel Geld in einem Unternehmen und der Wert dessen Aktien ging auf fast 0 Eur.

Aber wie ist die Wahrscheinlichkeit?

Bei Glücksspielen wie Roulette sind die einzelnen Würfe voneinander unabhängig. Dies besagt, dass die 3 (oder jede andere Zahl) nicht kommen muss, nur weil sie davon lange nicht kam. Gleiches gilt beim Roulette für die Farben Rot und Schwarz, ohne Berücksichtigung der 0. Egal, welche Farbe zuvor kam und wie oft, die Wahrscheinlichkeit ist immer 50% für jede Farbe. Aber die Wahrscheinlichkeit für zehn Mal Rot (bzw. Schwarz) hintereinander ist nur noch knapp 0,1%. Aber ob im Anschluss daran Schwarz (bzw. Rot) kommt, ist wieder 50%. Ebenso verhält es sich, wenn Du Dir die Frage stellst, ob eine Aktie oder ein Aktien-Index steigt oder fällt. 

Stell Dir vor, Du erhältst eine Mail in der steht, dass der Dax im nächsten Monat steigen wird. Und er steigt tatsächlich. Und Du bekommst jeden Monat eine weitere Mail und jedes Mal stimmt die Vorhersage. Nach zehn Treffern wird Dir ein System vorgestellt, mit dem Du sicher Geld verdienst. Wie viel Geld wärst Du bereit zu investieren?

Nun aus der Sicht eines Verkäufers, der solch ein System anbietet (oder betrügt) und 1 Mio. E-Mail-Adressen gekauft hat. Er mailt jeweils die Hälfte der potenziellen Kunden an, eine Hälfte mit der Prognose steigender Dax und die andere Hälfte mit der Prognose fallender Dax. Nur diejenigen, bei denen er richtig lag erhalten im Anschluss die nächste Mail. Natürlich werden es immer weniger, aber nach zehn Mal sind es immer noch knapp 1.000 E-Mail-Adressen, bei denen er zehnmal hintereinander richtig lag. Wie viele davon kaufen nun sein nachgewiesen (?) erfolgreiches System?

Systeme für die Vergangenheit oder Zukunft?

Genau an dieser Stelle setzen unzählige Bücher zum Thema Anlage in Aktien an. Alle erklären ausführlich und mit viele Belegen (?), durch eine überlegene Aktienauswahl zum Erfolg zu kommen und vor allem, bereits gekommen zu sein. In manchen Fällen basieren diese sogar auf den autobiographischen Erfahrungen der Autoren. Es lässt sich jedoch kaum unterscheiden, ob es schlicht Glück war, wie beim Roulette, oder tatsächlich ein überlegenes System der Aktienauswahl.

Gegen letzteres spricht, dass sich in der Vergangenheit viele Systeme finden lassen, die zum Erfolg geführt hätten oder vielleicht sogar haben. Allerdings dadurch nicht zwangsläufig auch in der Zukunft. Durch Aktien von Microsoft, Google, Netflix oder Tesla ein Vermögen zu machen, war tatsächlich gut möglich. Aber ob dies auch mit einer Anlage von heute an funktioniert ist fraglich. Ich würde zumindest nicht mein ganzes Vermögen auf eine dieser Aktien setzen.

Leichter ist es aus meiner Sicht dann eher, die Zukunft einzelner Branchen einzuschätzen, wie es bspw. mit der Finanzdienstleistungsindustrie weitergeht oder der Automobilindustrie. Dennoch gibt es auch hier immer wieder Überraschungen und selbst innerhalb einer Branche ist nicht klar, wer sich zum Gewinner entwickelt und wer nicht. Vor dem DotCom-Crash, warum ging Dell ab und Compaq nicht? Was hat PayPal besser gemacht als die Konkurrenz, oder Facebook? Wer hätte damals sicher voraussagen können, welche Suchmaschine sich durchsetzen wird (Google, Yahoo, Lycos, Altavista…) oder wie sich Amazon, Ebay oder AOL entwickeln?

Viele angebotene Strategien

Deswegen werden unzählige Strategien angeboten. Der eine wählt Aktien nach der Dividenden-Rendite aus, andere nach Value- oder Growth-Typisierung. Darüber hinaus gibt es unzählige Kennzahlen, die veröffentlicht werden und anhand derer ein Vergleich oder eine Einschätzung möglich ist. Bspw. das Verhältnis des Kurses zum Umsatz, zum Gewinn oder zum CashFlow, die Umsatzrendite oder der Gewinn pro Aktie. In der Vergangenheit gab es bestimmt einen Zeitraum, in dem jede einzelne oder eine Kombination der Kennzahlen erfolgreich war.

Aber es ist immer schwer, die zukünftigen Gewinner zu tippen. Es gibt genügend professionelle Fondsmanager, die nichts anderes versuchen und dennoch gibt es nur sehr wenige, die dauerhaft den Markt schlagen. Selbst wenn es nach der Wahrscheinlichkeit wenigstens die Hälfte der Fondsmanager sein sollte, aufgrund der Gebühren und deren Auswahl ist es nicht einmal ein Viertel. Selbst für die kleine Gruppe der Erfolgreichen muss es nicht das System gewesen sein, sondern einfach Glück. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen, welche genau zu diesem Ergebnis kommen. Wenn es also die Fondsmanager nicht schaffen, warum sollte es Dir als Laie dann möglich sein, außer durch viel Glück?

Bau Dein System

Was kannst Du also tun, um erfolgreich zu sein? Ich empfehle Dir das Buch “Intelligent Investieren” von Benjamin Graham zu lesen. Viele Dinge haben sich in den letzten fast 100 Jahren nach der Erstauflage verändert, aber das Konzept des Sicherheitspuffers ist zeitlos. Du kannst es für alles anwenden, sei Aktien, Anleihen oder auch Immobilien und andere Geschäfte. Bilde Dir einfach Deine Meinung zum Wert des Wertpapiers oder Wirtschaftsgutes. Dann nehme einen Abschlag vor, je nach dem, wie sicher Du Dir bist. Je unsicherer Du bist, ob bei den Annahmen oder der Einschätzung, umso größer muss der Puffer sein, der Dich vor Verlusten schützt.

Oder Du gehst nicht nach dem Wert einzelner Aktien, sondern konzentrierst Dich auf das wirtschaftliche Umfeld. Das ist zwar noch viel komplexer ale ein Unternehmen, weil es sich eben aus der Summe aller Unternehmen weltweit zusammensetzt. Dennoch kannst Du Dir ein gutes Bild davon machen, ob es in Zukunft besser oder schlechter wird. Selbst wenn Du recht hast, heißt es zwar nicht, dass sich der Aktienmarkt ebenso entwickeln wird. Aber es reicht Dir, wenn Du in mehr als der Hälfte der Fälle Recht hast. Vielleicht kannst Du damit ein erfolgreiches System aufbauen, um mit Deiner Aktienauswahl erfolgreich zu sein.