Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. – Mark Twain
Aber was verrät uns die Vergangenheit dann? Sicher ist, dass wir aus Erfahrung lernen und das ist gut so. Wenn wir uns die Hand an der heißen Herdplatte verbrannt haben, passiert uns das kein weiteres Mal. Aber im Gegensatz zu Katzen wissen wir, wann die Herdplatte kalt ist und wir sie deswegen gefahrlos anfassen dürfen. Der Zusammenhang und die Erkenntnis, welche Situation vorliegt, ist einfach.
Also stellt sich die Frage, was uns die Vergangenheit verrät, wenn die Zusammenhänge nicht einfach sind? Dieser Frage können wir uns nähern, in dem wir von einem möglichst einfachen Zusammenhang starten und immer mehr Komplexität hinzufügen. Wir können also bspw. die Vergangenheit eines Aktienindex betrachten und prüfen, was wir daraus für die Zukunft lernen können. Anschließend nehmen wir einen 2. Aktienindex hinzu und prüfen, welche Änderungen sich daraus ergeben. Anstatt eines 2. Aktienindexes könnten wir auch einen Anleihenindex oder etwas völlig anderes verwenden. Soweit die Theorie.
Was kann uns ein Aktienindex zur Zukunft verraten?
Zur Verdeutlichung des Zusammenhangs wird in der folgenden Grafik der Kursverlauf des S&P 500 dargestellt. Es ist gut zu sehen, dass der Index meistens steigt, aber es durchaus auch Phasen gibt, in denen er fällt. Über den gesamten Zeitraum beträgt die jährliche Steigerung fast 8%, genauer 7,93%. Können wir daraus lernen, dass der Index in Zukunft ebenfalls mit rund 8% pro Jahr steigen wird? Zumindest der Haftungsausschluss der Banken ist eindeutig, wenn darauf hingewiesen wird, dass Renditen der Vergangenheit keine Aussagekraft für die Zukunft haben.
Grundsätzlich ist klar, dass wir nicht eine jährliche Rendite in Höhe von 8% in der Zukunft erwarten können, nur weil der S&P 500-Index auf den amerikanischen Aktienmarkt vom 1.1.1950 bis zum 31.12.2023 entsprechend gestiegen ist. Warum sollte der Aktienmarkt gleichmäßig verlaufen, dargestellt ebenfalls in der Grafik, wenn er es noch nie getan hat? Aber selbst eine ungleichmäßige Steigerung müsste über 74 Jahre betrachtet werden, also bis 2098 (!), um wirklich vergleichbar zu sein. Aber es dürfte klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass der Index an diesem Tag bei 1.336.984 Punkten steht. Aber ich werde es wahrscheinlich nicht erleben, weil für die wenigsten Menschen eine Anlagedauer von 74 Jahren relevant ist.
Aber schon bei der jährlichen Rendite für kürzere Zeiträume ergeben sich neue Probleme. Denn wie ist die Rendite denn dann zu berechnen? Nehmen wir bspw. einen Zeitraum von 50 Jahren. Wir könnten die Rendite von 1950 bis 2000 nehmen, oder die von 1970 bis 2020. Aber welche ist richtig? Wir könnte auch den Mittelwert von beiden nehmen, hätten aber dann den Zeitraum von 1970 bis 2000 doppelt berücksichtigt. Beide Rendite sind deswegen nicht unabhängig. Oder wir nehmen den Mittelwert aus allen jährlichen Ergebnissen, der sogar 9,28% beträgt.
Es wird nur komplizierter…
Aber je mehr wir uns mit der Zeitreihe auseinandersetzen, umso komplizierter wird es. Denn wenn wir versuchen einen Zyklus zu betrachten, bspw. zwischen den jährlichen Hochs von Januar 2000 bis zu Ende 2023, gut als Spitzen in der Grafik erkennbar, ergibt sich nur noch eine Rendite von 4,98% pro Jahr. Von den Tiefs 1975 bis dem in 2009 sieht es dagegen mit 7,88% schon wesentlich besser aus. Vielleicht waren die ersteren Jahre einfach ein Ausrutscher?
Aber für jeden Zeitraum, bei dem die Rendite unter dem Durchschnitt liegt, muss es einen Zeitraum geben, bei dem sie darüber liegt. Für einen anderen Index, bspw. den DAX, den Nikkei oder den MSCI World, kommen schon wieder ganz andere Ergebnisse heraus, ganz abgesehen davon, dass diese nicht jeder Index überhaupt für einen solch langen Zeitraum vorliegt. Alleine die Verfügbarkeit vieler Optionen erhöht also die Komplexität. Soll jetzt nicht nur ein Index sondern 2 oder noch mehr genutzt werden, steigert dies die Komplexität weiter, weil die Anzahl der Möglichkeiten exponentiell steigt.
Wenn aber schon bei einem Index die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sich die Vergangenheit exakt wiederholt, bei 2 oder mehr Indizes sinkt diese noch weiter. Jetzt also einfach mit der Vergangenheit zu prüfen, welche Kombination von Indizes am erfolgreichsten gewesen wäre, wird nicht unbedingt belohnt. Auch nicht, wenn ein Welt-Index verwendet wird, der wiederum nur aus einzelnen Indizes zusammengesetzt ist. Es besteht vielmehr die Gefahr der Überoptimierung. Es wird also nach einer Kombination der Vergangenheit gesucht, bei der die Rendite am Höchsten war. Weil dies jedoch nichts über die Zukunft aussagt, kann auch eine andere Kombination zu besseren Ergebnissen führen.
Was ist gegeneinander abzuwägen?
Am Ende musst Du als Anleger entscheiden, was Dir wichtig ist. Wenn Du die Rendite maximieren willst, musst Du Dich entscheiden, womit das Deiner Ansicht nach der Fall sein wird. Wenn Du mit einer guten Rendite zufrieden bist, kannst Du diversifizieren. Du wirst dann zwar vielleicht ein paar tolle Investments haben, aber mit Sicherheit trifft das nicht auf alle zu. Im Gegenzug werden aber auch nicht alle abstürzen, was das Risiko deutlich senkt. Die Vergangenheit gibt Dir dafür eine Orientierung, aber keinesfalls eine Garantie.
Wenn Du Erfahrung hast, verteile Dein Vermögen zunächst auf die Anlageklassen, bei denen Du in naher Zukunft die besten Renditen erwartest. Anschließend dort auf die Anlagen, die Deinen Vorstellungen am Nächsten kommen. Wenn Du noch nicht so viel Erfahrung hast, verteile Deine Anlagen einfach gleichmäßig über alle Anlageklassen und wiederum innerhalb derer. Hoffe weiterhin darauf, dass die Entwicklung möglichst unabhängig sind, damit sich eben nicht alles in die gleiche Richtung bewegt. Im Ergebnis erreichst Du nicht die beste, aber auch nicht die schlechteste Rendite. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar einen in der Nähe des zu erwartenden Durchschnitts.