Rohstoffe sind eine besondere Anlageklasse, denn Rohstoffe werfen keine Erträge ab und sind zudem schwer zu lagern, besonders wenn sie verderblich sind. Dennoch gibt es gute Gründe, nicht an dieser Anlageklasse vorbeizugehen. Alles beginnt dabei mit der Unterscheidung zwischen Preis- und Mengen-Fixierung. Also entweder beobachtest Du den Preis den Du für eine fixe Menge eines Produktes zahlst oder die Menge eines Produktes, die Du für einen fixen Preis erhältst.

Das klingt vielleicht unbedeutend, aber am Beispiel von Gold wird deutlich, was es bedeutet: Zur Zeit der Goldpreis-Bindung kostete eine Unze Gold 35 USD (1 Feinunze Gold entspricht etwa 31,1 Gramm). Heute dagegen liegt der Preis einer Unze bei ungefähr 2.000 USD. Danach sieht es so aus, als wäre Gold im Wert gestiegen, weil der Preis gestiegen ist. Betrachtet man den Sachverhalt vom USD aus, bekam man damals für 1.000 USD rund 28,5 Unzen Gold. Heute dagegen bekommt man für den gleichen Betrag nur noch eine halbe Unze. Das verändert das Bild, denn so betrachtet hat der USD an Wert verloren.

Diese unterschiedlichen Blickwinkel klingen beim ersten Hinschauen möglicherweise einfach nur komisch, zeigen aber einen großen Vorteil auf: Mit Rohstoffen – wie im Beispiel Gold – hast Du eine Anlageklasse, die unabhängig von anderen Anlageklassen steigt oder fällt und damit hervorragend zur Diversifikation geeignet ist. Des Weiteren bietet sich damit ein alternativer Maßstab zur Bewertung und die Anlageklasse kann hervorragend als Versicherung genutzt werden, bspw. gegen den Wertverlust von Währungen. Es mag nach einem Extremfall klingen, aber auch dafür solltest Du einen Schutz haben. Denn finanzielles Überleben ist alles!

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

Der eigentliche Grund, warum Rohstoffe im Gegensatz zu Aktien, Anleihen oder Immobilien eine völlig andere Anlageklasse sind, liegt an ihrer Preisfindung. Rohstoffe liefern keine Erträge, und deswegen scheitert der übliche Weg, den Wert des Guts durch den kommenden Geldfluss der Anlage zu bestimmen. Stattdessen muss der gekaufte Rohstoff irgendwann wieder verkauft werden, im Idealfall zu einem höheren Preis. Dieser lässt sich jedoch nur erzielen, wenn in der Zukunft überhaupt noch Bedarf an diesem Rohstoff besteht. Daher ist bei Rohstoffen das Verhältnis aus der angebotenen und der nachgefragten Menge ausschlaggebend, wohin sich der Preis entwickelt.

Daher kommt auch der Tatsache eine große Bedeutung zu, ob und wie lange der Rohstoff haltbar ist. Bei einem verderblichen Rohstoff, kannst Du einen Preisverfall nicht aussitzen. Darüber hinaus ist wichtig, welches Volumen der Rohstoff für einen festen Preis hat, weil das die Größe des benötigten Lagerraums bestimmt. Ein Fass Öl mit 159l für 100 USD benötigt einen ziemlich großen Tank, wenn Du 1 Million EUR in Öl anlegen möchtest. Zuletzt kommt auch der Sicherheit eine entscheidende Bedeutung zu, weil der physische Rohstoff gegen Diebstahl geschützt werden muss.

Deswegen musst Du die grundsätzliche Entscheidung treffen, ob Du Rohstoffe selbst handeln möchtest. Dann musst Du selbst eine Meinung dazu haben, wie sich die Nachfrage nach Schweinebäuchen, Soja oder Weizen in der Zukunft verändert. Oder nach Industrie-Metallen, welche die Wirtschaft benötigt. Selbst Edel-Metalle wie Gold und Silber haben eine Nachfrage, entweder für Schmuck oder in industriellen Einsatz. Wenn Du dazu keine so explizite und dedizierte Meinung hast, kannst Du den Handel auch delegieren. Kaufe einfach einen Fonds und vertraue darauf, dass der Fondsmanager die Nachfrage der Rohstoffe richtig einschätzt.

Kosten für die Lagerung sind hoch

Allerdings wirst Du für den Fonds Verwaltungsgebühren zahlen müssen und musst aufpassen, dass diese nicht zu hoch sind. Die Kosten für einen Edelmetall-Fonds sind weitaus geringer, dafür liegt Dein Gold bzw. Silber aber auch in einer Sammelverwahrung. Das bedeutet, Du hast höchstens das Recht, Dir die Metalle liefern zu lassen. Ansonsten musst Du Deine Fondsanteile verkaufen. Die gute Nachricht ist, dass die Erträge aus dem Verkauf von Gold steuerfrei sind, wenn Du es länger als 12 Monate besessen hast.

Möchtest Du es selbst verwahren, hast Du es zwar jederzeit unter Deiner Kontrolle, allerdings bis Du auch für die Sicherheit verantwortlich. Du solltest es daher unbedingt in einen Safe legen oder das Schließfach einer Bank und auf keinen Fall die Versicherung vergessen. Außerdem wird beispielsweise beim Kauf von Silber im Gegensatz zum Kauf von Gold-Stücken oder -Barren die Mehrwertsteuer fällig, die für Deutschland immerhin 19% beträgt, was physisches Silber sehr unattraktiv macht.

Oder Du kaufst es und lässt es an ein Zollfreilager liefern. Die Gebühren liegen zwar durchaus bei 1,5% pro Jahr oder höher, aber dafür ist es versichert und nur Du hast Zugriff auf Deine Edelmetalle. Außerdem sparst Du Dir bei Silber die Mehrwertsteuer beim Kauf.

Besonderheiten bei Rohstoffen

Wie überall gibt es auch bei Rohstoffen noch weitere Chancen, die allerdings auch mit höheren Risiken einhergehen. Denn während jeder bspw. Öl, Gas und Agrarprodukte an Börsen mit Futures handeln kann, gibt es auch noch seltene Erden, bei denen dies nicht der Fall ist. Diese Rohstoffe werden in kleineren Mengen gehandelt und es gibt Anbieter, bei denen Du diese kaufen kannst.

Die Preisfindung erfolgt außerhalb von Börsen und dementsprechend sind die Renditen schwerer abzuschätzen. Entsprechend teurer sind auch die Gebühren, sowohl für den Kauf bzw. Verkauf an sich als auch für die Lagerung. Aber dies wird hoffentlich durch die bessere Rendite wettgemacht.

Aber es nicht einfach, die Entwicklung des Angebots und der Nachfrage von Rohstoffen zu prognostizieren. Dort kann das Wetter oder eine Veränderung der geopolitischen Lage alles durcheinander bringen. Die gleiche Situation gibt es bei seltenen Erden, zumal die Abbaugebieten und Minen oft noch in politisch instabilen Regionen liegen. Aber anstatt auf einen Rohstoff zu wetten kannst Du auch einfach 5 bis 10 Rohstoffe kaufen und Dich davon überraschen lassen, welcher davon sich am besten entwickelt. Das wird Dir nicht die bestmögliche Rendite bescheren, aber eben auch nicht die schlechteste.

Zu welchem Zweck legst Du an?

Letztlich sind Rohstoffe ähnlich zu betrachten wie Liquidität. Du musst nicht sehr viel davon haben, aber gar nichts ist auch nicht gut. Warum also nicht 5% in Rohstoffen anlegen, je nach den persönlichen Wünschen und Anforderungen. Wer eine kontinuierliche Rendite ähnlich Wertpapieren sucht, wählt Fonds. Wer es ein wenig ausgefallener mag, wählt seltene Erden. Wer eine Versicherung gegen hohe Inflation und negative Realzinsen sucht, ist bei Edelmetallen richtig. Dies geht ebenfalls bequem per Fonds oder bei Gold auch physisch. Es liegt an Dir, womit Du Dich am wohlsten fühlst.

Wenn die Zeiten hart werden und die Inflation mehrere Jahre 10% oder mehr beträgt, dann wirst Du dankbar sein, über etwas Gold zur Absicherung zu verfügen. Denn nur Gold oder Silber ist wirklich Geld, bei allem anderen kannst Du Dir nicht sicher sein. Sicherlich kommt dies nur alle 100 Jahre vor, oder noch seltener, aber so ist es mit großen Risiken, die nur sehr selten eintreten. Du hoffst, dass Du verschont bleibst, aber wenn sie eintreten, bist Du für alles dankbar, was Deine Situation ein wenig besser macht.