Die Bedeutung der Geldanlage wird in der Regel unterschätzt, weil Renditen meistens langfristig aggregiert und nur selten individuell betrachtet werden. Aber was bringt dem einzelnen Anleger die Aussage, dass am Aktienmarkt in den letzten Jahren eine durchschnittliche Rendite von 7% realisiert werden konnten. Nicht viel, wenn berücksichtigt wird, dass die zu erwartende Anlagedauer eines Anlegers deutlich kürzer als 100 Jahre ist. Selbst eine Steigerung des Aktienkurses einzelner Aktien um den Faktor 500 bringt keinen Nutzen, weil es sich um Ergebnisse der Vergangenheit handelt, die sich nicht wiederholen – zumindest für die gleiche Aktie!

Dennoch ist die Information wichtig, macht sie doch deutlich, dass alle Ergebnisse möglich sind. Diese Erkenntnis ist entscheidend, um Geldanlage zu verstehen. Es geht eben nicht darum, etwas als gegeben hinzunehmen und anschließend genau das zu erhalten. Vielmehr muss das Bewusstsein aufgebaut werden, trotz aller Unsicherheit selbst Einfluss auf das Ergebnis nehmen zu können. Dann ist der Weg frei, die ersten Schritte zu gehen und langfristig den gewünschten Erfolg zu haben.

Anfangen muss nicht kompliziert sein

Es ist verständlich, dass jeder gerne den kürzesten Weg zu Reichtum nehmen möchte, also bei der Geldanlage die Investitionen, die eine hohe Rendite versprechen. Gleichzeitig soll das Risiko so gering wie möglich sein, denn Geld verliert erstens keiner gerne und zweitens erschwert das die Erreichung des Ziels zusätzlich. Umso wichtiger erscheint die Entscheidung, wie der Weg begonnen wird und welche Schritte unternommen werden. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn diese lange hinausgezögert wird und letztlich gut durchdacht sein soll.

Aber es ist ebenso eine völlig andere Betrachtung möglich. Denn wie gut kann die Entscheidung eines Anfängers sein, der über wenig Erfahrung verfügt und fast überhaupt kein Verständnis für die Annahmen hat, die seiner Entscheidung zugrunde liegen? Er sollte zumindest in Betracht ziehen, dass es wichtige Punkte gibt, die es vergisst oder deren Bedeutung er unterschätzt. Oder andere Punkte, deren Einfluss deutlich geringer ist als angenommen oder die langfristig keinen Unterschied machen. Nicht zuletzt ist der Einfluss von Glück und Pech bei Investitionsentscheidungen nicht von der Hand zu weisen und für Anfänger nur schwer zu erkennen.

Deshalb kann der Ansatz auch ein komplett anderer sein. Anstatt sich zuerst für eine Anlageklasse zu entscheiden könnten zunächst alle Anlageklassen genauer betrachtet werden, um der Auswahl der Anlageklasse eine größere Bedeutung zu geben. Dabei könnten die Entscheidungskriterien sein, wie leicht oder schwer Fehler zu korrigieren sind und wie viel Geld das kosten würde. Denn gerade bei Anfängern sind Fehler nicht auszuschließen und insofern spielt das eine große Rolle, weil ansonsten schwere Fehler zu finanziellem Bankrott führen können.

Der Start kann einfach sein!

Unter diesem Gesichtspunkt ist es wesentlich einfacher, zu einer Entscheidung zu gelangen. Außerdem hat der Anleger damit ein wesentlich geringeres Risiko, eine Fehlentscheidung zu treffen und seine finanzielle Zukunft zu verspielen. Vielmehr erhöht er seine Chance auf finanziellen Wohlstand deutlich, weil er größeren Einfluss auf seine Erfahrungen und damit seine Lernkurve hat. Es ist unbestreitbar, dass finanzieller Wohlstand und darüber hinaus sogar Reichtum in jeder Anlageklasse in kurzer Zeit zu erreichen ist. Aber die dafür notwendige Erfahrung ist es, die Zeit braucht und eine intensive Beschäftigung mit der Materie erfordert.

Daher sollte jeder Anleger überlegen, welche Rahmenbedingungen er hat, unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten. Dies kann das verfügbare Vermögen sein, Vorlieben für die eine oder andere Anlageklasse oder die zu erwartenden Liquiditätsströme in den nächsten Jahren. Denn während der eine noch Jahre sparen kann und möchte, stehen für den anderen Phasen der Entnahme direkt bevor. Je leichter und schneller sich Erfahrungen sammeln lassen, desto besser kann der Lerneffekt sein, aber ein guter Lehrer oder Mentor kann jeden Prozess deutlich beschleunigen.

Das ist eine gute Nachricht. Denn anstatt sich direkt damit beschäftigen zu müssen, welcher Geldbetrag in welche konkrete Investition angelegt werden könnte, kannst Du Dich zunächst um alle Anlageklassen kümmern und Dir in Ruhe Gedanken machen, wie Du Dein Vermögen auf diese Anlageklassen verteilen möchtest. Diese Diversifikation führt dazu, dass die einzelnen Investitionen viel kleiner sind, Du ein besseres Gefühl für mögliche Verluste jeder Investition bekommst und die Auswirkungen sich sogar gegenseitig ausgleichen können. Im Ergebnis erscheint dieses Vorgehen zwar langsamer zu sein, aber dennoch ist es erfolgversprechender und wahrscheinlich sogar schneller als die übliche Vorgehensweise.