Es wird oft geschildert, ein Produkt sei schlecht. Aber das ist eine pauschale Aussage, die nur ihre Berechtigung hätte, wenn wirklich keine Fall gibt, in der ein Produkt sinnvoll ist. Die Rürup- oder Basis-Rente ist ein solches Produkt, das genannt wird. Nachteile sind bspw. die mangelnde Flexibilität, weil er unkündbar ist, und das fehlende Kapitalwahlrecht, dass das Guthaben also als monatliche Rente bis ans Lebensende ausgezahlt werden muss. Dennoch hat die Rürup-Rente ihre Berechtigung!
Wo liegen mögliche Vorteile für die Rendite
Die Rürup-Rente muss eine höhere Rendite für die eingezahlten Beiträge liefern, wenn sie ihre Berechtigung haben soll. Denn eine niedrigere Rendite zusammen mit geringerer Flexibilität ist eine schlechte Kombination. Aber die Rendite des Produkts kommt aus dem Deckungsstock der anbietenden Versicherung oder den eingesetzten Fonds. Der Deckungsstock der Versicherung kann mit jeder anderen Rentenversicherung genutzt werden. Fonds lassen sich bei jedem Online-Broker als Sparplan besparen. Hier sind keine Rendite-Vorteile für die Rürup-Rente zu erwarten.
Der Vorteil für die Rendite muss also aus der Absetzbarkeit der Beiträge bei der Steuer als Altersvorsorge kommen. Du kannst die Beiträge als Altersvorsorge bei der Steuer angeben und reduzierst damit Deine zu zahlenden Steuern. Aber diese Absetzbarkeit, hängt mit einer Versteuerung der Rente zusammen. Damit verschiebst Du Deine Steuern lediglich auf einen späteren Zeitpunkt. Es lohnt sich also, wenn die heute ersparten Steuern niedriger als die zu zahlenden Steuern in der Zukunft sind.
Einerseits erschwert dies den Einsatz, weil die Zukunft nur schwer abzuschätzen ist. Selbst wenn Du Dein Einkommen in der Rente einigermaßen bestimmen kannst, niemand kennt die Steuersätze in der Zukunft. Andererseits gibt es einen gute Hinweis, wann und wie die Rürup-Rente eingesetzt werden könnte. Gesucht werden Situationen, in denen außergewöhnlich hohe Steuern gezahlt werden müssen, bspw. weil das Einkommen außergewöhnlich hoch ausfällt. In diesem Fall erzielt eine Reduzierung des Einkommens eine große Wirkung.
Wie wird eine Abfindung versteuert?
Das Einkommen macht bei Angestellten üblicherweise keine besonderen Sprünge innerhalb einen Jahres. Ausnahmen sind Angestellte im Vertrieb, die durch einen besonderen Vertriebserfolg besonders viel verdienen, Bonuszahlungen aus besonderen Gründen oder eine Abfindung, wenn Du Deinen Job verlierst. Gerade die Abfindung bietet eine hervorragende Chance Steuern zu sparen, wenn sie mit der 1/5-Regelung zu versteuern ist.
Das bedeutet, dass zwar der volle Betrag einer Abfindung zu versteuern ist, aber anders. Von der Abfindung wird nur 1/5 als versteuerndes Einkommen gewertet, allerdings musst Du die daraus resultierenden zusätzlichen Steuern 5-fach bezahlen. Beträgt die Abfindung also 50.000 EUR, so musst Du nur 10.000 EUR zu Deinem Einkommen von 40.000 EUR als zu versteuern hinzufügen. Dadurch steigen die Steuern durch dieses Einkommen von rund 8.330 EUR um ca. 3.660 EUR, was bei 10.000 EUR einen mittleren Steuersatz in Höhe von 36,5% bedeutet. Die 5-fache Steuer beträgt deswegen 18.300 EUR, wodurch die gesamte Steuer auf 26.630 EUR steigt. (Steuer nach den Steuersätzen von 2023, bitten wende Dich an Deinen Steuerberater für genaue Berechnungen.)
Der Vorteil dabei liegt auf der Hand. Würdest Du die vollen 50.000 EUR zu Deinem zu versteuernden Einkommen hinzufügen, wäre der Steuersatz nach den 10.000 EUR immer höher, weil in Deutschland ein progressives Steuersystem vorliegt. Je mehr Du verdienst, umso stärker wirst Du besteuert, nicht nur absolut, sondern auch relativ. Es lohnt sich also besonders, in dieser Situation das zu versteuernde Einkommen zu senken.
Die Wirkung wird häufig unterschätzt!
Deswegen weißt jeder Steuerberater darauf hin, wie wichtig es im Falle einer Abfindung ist, mehr abzusetzen. Denn jeder Betrag führt dazu, dass die Steuer sinkt und diese wirkt sich eben 5-fach aus. Ein alleinstehender Arbeitnehmer mit einem Einkommen von 40.000 EUR und einer Abfindung von 50.000 EUR, die mit der 1/5-Regelung versteuert werden muss. Deswegen lohnt es sich für ihn besonders, eine Rürup-Rente gegen Einmalzahlung vorzunehmen.
Insgesamt beträgt die Steuer ungefähr 26.630 EUR. Zahlt er 10.000 EUR in die Rürup-Rente ein, kann er diesen Betrag seit 2023 voll absetzen. Sein zu versteuerndes Einkommen sinkt damit um 10.000 EUR. Die Steuer sinkt auf 21.300 EUR und führt damit zu einer Ersparnis von 53%. Die Ersparnis ist damit höher als der Steuersatz, weil durch die 1/5-Regelung eine andere Situation vorliegt.
Noch besser, wenn das Einkommen im Jahr der Abfindung geringer ist oder die Abfindung höher ist. Beträgt das Einkommen nur 10.000 EUR, so steigt die Ersparnis auf 110% an, der Staat zahlt also mehr als die Beiträge zur Rürup-Rente. Für die Glücklichen mit 100.000 EUR Abfindung steigt die Ersparnis schon auf 140%, bei 250.000 EUR Abfindung sogar über 200%. Es gibt also nicht nur die Beiträge zurück, sondern zusätzlich den gleichen Betrag als “Sofort-Bonus” für den Abschluss oben drauf. In dem Fall, welches Produkt soll noch besser sein? Selbst wenn Rürup nichts auszahlt, hättest Du 10.000 EUR gespart.
Gute Beratung ist Geld wert!
Deswegen zeigt sich gute Beratung in der Individualität der Situation. Bei Finanzen gibt es nur wenige pauschale Aussagen, die gültig sind. Deswegen hat die Rürup-Rente ihre Berechtigung! Denn es gibt mindestens einen Fall, in dem sie sich richtig lohnt. Wie viele andere Fälle es noch gibt, in denen die Rendite einfach besser ist, als alle anderen Produkte, sei dahingestellt. Aber wenn Du eine Abfindung mit Besteuerung nach der 1/5-Regelung erhältst, lasse Dich zur Rürup-Rente beraten, ggfs. zusätzlich von einem Steuerberater.
Die Schlussfolgerungen sind jedoch eindeutig. Wenn Du ein besonderes Einkommen hast, besonders eine Abfindung, dann wird eine Rürup-Rente umso interessante, je höher die Abfindung ist und je niedriger Dein Einkommen. Eine gute Steuerplanung kann Dir große Vorteile bringen und ein Baustein dafür ist die Rürup-Rente. Sie hat Ihre Berechtigung!