Doppelt oder nichts ist zu wenig, es lohnt sich nicht. Gesucht werden Investitionen, bei denen die Chancen die Risiken deutlich überwiegen. Nur so ist ein Vermögen aufzubauen.
Ein Sprichwort sagt, dass Reiche Lotterien ausrichten und die Armen mitspielen. Obwohl statistisch betrachtet einiges an Wahrheit dahinterstecken mag, wäre es verfrüht, das Ganze als gegeben anzunehmen und nicht detaillierter darüber nachzudenken. Denn: Beide Gruppen haben durchaus gute Gründe für Ihr Verhalten.
Der Ausrichter einer Lotterie weiß, dass nur rund 50% der Einnahmen für Gewinne ausgegeben werden und hat damit ein lukratives Geschäft. Der Spieler einer Lotterie weiß, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren wird. Aber er hat eine kleine Chance mit einem zu vernachlässigenden Einsatz von vielleicht zwei Euro mehrere Millionen Euro zu gewinnen. Das Verhältnis von Chancen zu Risiken klingt phänomenal!
Spannend wird es dann, wenn man sich die Frage nach der optimalen Anzahl der Spiele stellt. Aus Sicht des Anbieters sollten es so viele Spiele wie möglich sein, weil er statistisch an jedem Spiel verdient. Je größer die Anzahl der Spieler und Spiele, umso höher sind seine Einnahmen und desto weniger fällt der ausgezahlte Gewinn ins Gewicht. Der Spieler allerdings sollte die Anzahl seiner Spiele streng begrenzen: Er wird im Durchschnitt verlieren und je mehr Spiele er spielt, desto größer ist der Einsatz, der wahrscheinlich verloren geht.
An der Börse sieht es nicht anders aus
Auch an der Börse gibt es solche Konstellationen, beispielsweise bei Optionsscheinen. Ein Optionsschein gibt das Recht, eine Aktie zu einem festgelegten Preis kaufen oder verkaufen zu dürfen. Der Preis richtet sich danach, wie weit der Marktpreis vom Ausübungspreis entfernt ist und wie lange die Option noch läuft.
Liegt der Marktpreis der Aktie bei 100 Euro und das Recht zur Ausübung der Kauf-Option bei 90 Euro, wird die Option mindestens 10 Euro kosten. Liegt der Ausübungspreis oberhalb des aktuellen Kurses bei 110 Euro, ist der Preis noch über 0 Euro, weil die Aktie bis zum Ablauf der Option noch über den Ausübungspreis steigen könnte.
Liegt auf der anderen Seite der Ausübungspreis einer Verkaufsoption jedoch bei 50 Euro, wird der Preis höchstens noch wenige Cents betragen. Denn die Aktie müsste schon um mehr als 50% fallen, damit sich der Verkauf zu diesem Preis lohnt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Geld damit verloren. Aber sollte die Aktie plötzlich um 70% fallen, winkt ein außerordentlicher Gewinn, weil bei einem Marktpreis von nur noch 30 Euro der Wert jedes Verkauf-Optionsscheins bei 20 Euro liegt. Bei einem Kauf des Optionsscheins zu 0,04 Euro wäre das immerhin der 500-fache Wert. Aus 1.000 Euro wären 500.000 Euro geworden.
Aber 1.000 Euro sind nur für die wenigsten Leute ein Betrag, den sie einfach so verlieren können. Außerdem kann die Frist bei einem Optionsschein ein Problem sein, wenn die erhoffte Kursbewegung zu spät eintritt. Was könnte also eine Alternative sein? Welche Vermögenswerte könnte ein Anleger kaufen, bei denen ebenfalls ein asymmetrisches Verhältnis von Chancen zu Risiken vorliegt?
Hat die Bewertung eine Sicherheitsmarge?
Das Problem besteht zuerst einmal darin, dass jeder Anleger ein solches Ungleichgewicht erkennen muss. Er muss wissen, oder zumindest vermuten, dass er eines gefunden hat. Das geht jedoch nur, wenn er den Wert der zugrundeliegenden Vermögenswerte gut beurteilen kann, weil die Abweichung des Wertes vom Preis großen Einfluss auf die langfristige zukünftige Wertentwicklung hat. Darüber hinaus lässt sich damit abschätzen, welche Rendite zu erwarten ist.
Anders ausgedrückt ist ein Preis unterhalb des Wertes eine Sicherheitsmarge. Denn der Wert lässt sich nie exakt bestimmen. Zum einen, weil Fehler in der Einschätzung immer passieren können und zum anderen, weil die Zukunft generell unsicher ist. Ein Preis von 80 Euro bei einem angenommenen Wert von 100 Euro verspricht also einerseits eine langfristige Wertsteigerung um 25%, wenn der Wert stimmt. Andererseits bietet er eine Sicherheitsmarge von 20%, der Anleger verliert also kein Geld, wenn der wahre Wert 20 Euro niedriger liegt.
Aktien, die an der Börse gehandelt werden, werden von vielen Anlegern beobachtet und beurteilt. Je mehr Anleger das sind, desto schwieriger wird es, Aktien zu finden, deren Preis deutlich unter (oder über) deren Wert liegt. Beim S&P 500 oder dem DAX ist es damit schwerer als im Russell 2000 oder dem MDAX, aber auch bei Letzteren ist es immer noch nicht leicht. Generell sollte sich jeder Anleger fragen, wie hoch für ihn unter Berücksichtigung seines möglichen Zeiteinsatzes die Chance ist, etwas zu entdecken, was alle anderen Anleger bis jetzt übersehen haben.
Bei Immobilien oder nicht börsennotierten Unternehmen ist die Chance dafür höher, weil die Konkurrenz durch weitere Beobachter deutlich geringer ist. Allerdings ist hier der Einsatz höher, weil nicht kleinste Unternehmensanteile gehandelt werden, wie bei Aktien, sondern ganze Immobilien oder zumindest größere Unternehmensanteile. Bei Immobilien reicht es, ein interessantes Objekt zu finden. Die Rendite auf das Eigenkapital und das Risiko werden jedoch am Ende auch durch die Finanzierung bestimmt.
Wie ist die Erfolgsquote von Investments
Ganz anders ist das bei Beteiligungen an Unternehmen, die sich noch in frühen Phasen ihrer Entwicklung befinden. In der Frühphase einer Unternehmung, wenn es vielleicht nur eine Idee ist und es noch nicht einmal einen Prototyp gibt, ist die Unsicherheit sehr hoch, und damit das Risiko, das eingesetzte Kapital zu verlieren. Anleger in dieser Phase sollten deshalb sehr stark auf ihre Diversifikation achten, damit ihnen nicht das Geld ausgeht. Bei Mindestinvestments von 25.000 Euro oder mehr kommen schnell größere Beträge zusammen.
Leichter ist es, etwas später einzusteigen, wenn das Produkt schon vorhanden ist und erste Umsätze vorliegen. Auf Basis dieser Zahlen lässt sich die Zukunft besser abschätzen und damit leichter ein Wert berechnen. Zudem arbeiten dann oft mehrere Investoren zusammen, so dass unerfahrene Anleger mit erfahreneren Investoren ihre ersten Erfahrungen sammeln können.
Während in frühen Phasen neun von zehn Unternehmen früher oder später Bankrott anmelden müssen, ist die Erfolgsquote eines Investments später deutlich höher. Im Gegenzug sind die Bewertungen der Unternehmen ebenfalls gestiegen, weshalb die Renditen entsprechend niedriger sind. Damit verzehn- oder verhundertfacht sich ein Einsatz nicht mehr, aber immerhin ist durchaus eine Verdopplung oder Verfünffachung in wenigen Jahren möglich. Selbst nach Transaktionskosten, die aufgrund der notariellen Anforderungen hoch sind, bleibt noch genug Rendite übrig, zumal steuerlich interessante Gestaltungsmöglichkeiten mittels einer GmbH als Holding für die Unternehmensanteile möglich sind.
Ein Anleger muss deshalb zuallererst entscheiden, ob er einen Verlust von rund 25.000 Euro verkraften kann. Das Unternehmen wird zwar nicht immer bankrottgehen, allerdings sind die Unternehmensanteile häufig unverkäuflich, weil eben schwer Käufer zu finden sind. Im Nachgang muss er selbst zu einer Einschätzung kommen, wie er die Investition betrachtet.
Er kann entweder von einem Unternehmen so überzeugt sein, dass er von dessen Erfolg ausgeht und den Betrag in der Hoffnung auf eine schnelle Wertsteigerung einsetzt. Liegt er richtig und macht aus 25.000 Euro in drei Jahren 100.000 Euro, ist das ein großer Erfolg, der den Einsatz wert war. Oder er ist sich nicht ganz so sicher, ist aber bereit, in mehrere Unternehmen zu investieren. Wenn nur jedes dritte Unternehmen ein Treffer ist, erzielt er trotzdem gute Erträge – sofern er lange genug durchhält, um die erforderliche Trefferquote zu erreichen.
Jede dritte Anlage muss passen
Es gibt genügend junge Unternehmen, deren geplante Entwicklung eine Verdreifachung des Wertes mit ausreichend Spielraum vorsieht. Der Anleger muss sich also zutrauen, mindestens bei jeder dritten Investition richtig zu liegen. Gelingt ihm das, verliert er zumindest kein Geld. Liegt er zweimal richtig, beträgt seine Rendite schon 26%, die auf 44% steigt, wenn er drei Treffer hat. Bekommt er bei den Ausfällen noch ein wenig Geld zurück oder steigt bei den Treffern der Wert etwas mehr, steigt auch die Rendite weiter an.
Hat der Anleger selbst keinen Zugang zu solchen Unternehmen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als im Pool zu investieren. Dafür werden Gebühren fällig, die durchaus ins Gewicht fallen können. Aber ähnlich bekannten Hedgefonds, können auch höhere leistungsbezogene Gebühren, beispielsweise 25%, gerechtfertigt sein, wenn der Manager des Pools gut auswählt. Wenn das Ergebnis nach Kosten eine jährliche Rendite von 25% ergibt, ist solch eine langjährige Investition kaum zu schlagen.
Das notwendige Vermögen zum Einstieg ist gleichwohl nicht zu unterschätzen, weil es sich um Vermögen handeln sollte, das nicht benötigt wird. Darüber können Gutverdiener bereits im mittleren Alter verfügen, aber auch Rentner oder Pensionäre. Gerade letztere Gruppe verfügt häufig über Vermögen, das nur noch für die Erben verwaltet wird. Der Wertverlust durch Inflation wird bereits durch Aktien annähernd ausgeglichen, aber eine höhere Rendite kann Wunder bewirken.
Auf einen Zeitraum von fünf Jahren führt eine um 20% höhere jährliche Rendite bereits zum zweieinhalbfachen Vermögen, bei zehn Jahren ist es gut das sechsfache Vermögen. Wer noch 15 Jahre hat, bis er das Vermögen braucht oder übergeben will, kommt auf den gut 15-fachen Betrag. Aus 100.000 Euro werden also über 1,5 Millionen und aus 1 Million unglaubliche 15 Millionen. Auf jeden Fall gehört zu solch einem Ergebnis Mut und auch ein wenig Glück. Aber – wie sagt ein anderes Sprichwort: wer nicht wagt, der nicht gewinnt.