Die eigene Rente sichern

Das Ersparte soll bis zum Lebensende reichen. Der Weg dorthin ist mit Unsicherheit verbunden. Die Beschäftigung damit ist aber unerlässlich.

Wer sein Sparziel für den Renteneintritt nicht erreicht, muss mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Lebensstandard senken, weil die Möglichkeit länger zu arbeiten nicht immer gegeben ist. Wohl dem, der dann eine solche Möglichkeit noch hat, weil es sein Arbeitsvertrag überhaupt erlaubt. Ansonsten wird es schwer, eine andere Arbeit zu finden, deren Bezahlung zum Halten des Lebensstandards ausreicht. Denn ob es dem Anleger gefällt oder nicht, er muss mit dem Anlageergebnis leben, welches er bis dahin erzielt hat.

Das hebt zwar die Bedeutung des Anlageergebnisse hervor, welches den Vorsorgebedarf im Alter abdecken soll, aber es steht in keinem Verhältnis zur Bedeutung der Aufgabe, den Verzehr des Vermögens zu planen. Selbst wenn es möglich ist, auch nach Renteneintritt weiterzuarbeiten, nehmen die Möglichkeiten mit zunehmendem Alter noch weiter ab und bis auf ganz wenige Ausnahmen ist im Alter von 80 Jahren einfach niemand mehr in der Lage, mit einer Tätigkeit so viel Geld zu verdienen, dass er seinen Lebensstandard steigern kann.

Es liegt daher nahe, das Risiko während der Zeit der Entnahme so gering wie möglich zu halten, damit das Geld nie ausgehen wird. In der Regel geht das aber einher mit einer geringen Rendite, weil Anlageklassen mit höherer Rendite eine größere Schwankungsbreite der Ergebnisse haben. Was wäre daher für Rentner die ideale Geldanlage, um damit den Finanzbedarf im Alter zu bestreiten? „Ideal“ muss es allerdings unter mehreren Gesichtspunkten sein: einerseits die Sicherheit der Auszahlung und andererseits die Rendite der Anlage.

Rentenversicherung ist kalkulierbar

Ohne Frage kommt eine Rentenversicherung diesem Ideal schon sehr nahe, die als Möglichkeit zur Verrentung von größeren Geldbeträgen genutzt werden kann. Sie bietet eine kalkulierbare Auszahlung, die außerdem dynamisch steigt, um die Inflation auszugleichen. Das Risiko der Langlebigkeit ist ausgeschlossen, weil die Versicherung bis zum Tod des Anlegers zahlen wird, selbst wenn dieser weit über 100 Jahre alt werden sollte. Diese Vorteile sind mit dem Nachteil verbunden, dass die Rendite sehr oft geringer als erwartet ist. Aber letztlich müssen auch Versicherungsunternehmen kalkulieren und Gewinne erwirtschaften.

Wer sich dafür entscheidet und es sich leisten kann, weil genug Vermögen vorhanden ist, hat damit nur noch das Risiko, dass das Versicherungsunternehmen Bankrott geht. Je nach Höhe der Rente kann diese auf mehrere Unternehmen aufgeteilt werden, um selbst dieses Risiko zu minimieren. Wer es sich jedoch nicht leisten kann, kommt an einer Steigerung der Rendite nicht vorbei, wenn er sich nicht einschränken möchte.

Anleihen sind zwar sehr liquide und bieten regelmäßige Ausschüttungen, allerdings sind auch die Zinsen auf Staatsanleihen selten attraktiv. Die Rendite von Immobilien ist höher und Mieten liefern stetige Liquidität, aber der Verzehr ist schwer, weil eine Immobilie nur als Ganzes verkauft werden kann. Es dürfte daher in den meisten Fällen kein Weg an Aktien vorbeiführen, zumal diese sehr liquide sind und zusätzlich einen gewissen Schutz vor Inflation bieten.

100 Prozent Aktien sind zu viel

Wie so oft muss sich der Anleger die Frage nach der Vermögensaufteilung stellen – und beantworten. Keine der schwankenden Anlageklassen erzielt jedes Jahr die durchschnittliche Rendite aus der Vergangenheitsbetrachtung. Was aber, wenn es zu einem Einbruch kommt, der die Vermögenspreise der gewählten Anlageklasse stark reduziert? Wenn das dazu führt, dass der Anleger weniger Geld entnehmen kann als geplant, ist das schmerzhaft und möglichst zu vermeiden.

Spätestens jetzt sollte deutlich sein, dass eine Aktienquote von 100% zu hoch sein kann. Allerdings muss jeder für sich selbst entscheiden, was „zu hoch“ ist. Entscheidend ist darüber hinaus, dass mit steigendem Puffer, also überschüssigem Vermögen bei zu erwartenden Renditen, das Risiko sinkt, weil Kursrückgänge in gewissem Maße durch den Puffer ausgeglichen werden können.

Eine Berechnung mit den durchschnittlichen Renditen der Vergangenheit gibt zumindest eine Orientierung, welcher Verlauf bei der gewählten Vermögensaufteilung vorkommen könnte. Nur wenn die Rendite ausreicht, ist überhaupt genügend Vermögen für den Rest des Lebens vorhanden. Das reicht jedoch noch nicht. Es führt außerdem kein Weg daran vorbei, mit Ergebnissen der Vergangenheit zu simulieren, was in den ungünstigen Fällen passieren würde. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Monte-Carlo-Simulation

Eine Möglichkeit ist es, echte Zeiträume der Vergangenheit zu nutzen und mit deren Ergebnissen zu simulieren, wie die Entnahmephase aussehen könnte. Je mehr Zeiträume zur Verfügung stehen und je weniger stark sie sich überlappen, umso aussagekräftiger ist das Ergebnis. Das wäre noch relativ einfach, aber nicht aussagekräftig, weil sich die Vergangenheit nie exakt wiederholt.

Eine weitere Möglichkeit ist die zufällige Nutzung von Ergebnissen der Vergangenheit. Für jedes Jahr wird ein zufälliges Ergebnis jeder Anlageklasse gewählt und damit der gesamte Zeitraum der Entnahme simuliert. Dieses Verfahren aus der Stochastik wird Monte-Carlo-Simulation genannt. Je nachdem wie viele Daten vorliegen kann der Rechenaufwand jedoch stark ansteigen und entsprechend schwieriger wird es, die Aussage des Ergebnisses einzuschätzen.

Denn wenn beispielsweise 50 Jahre Daten zu verschiedenen Anlageklassen vorliegen, dann sind viele Zehntausende Varianten möglich, die berechnet werden müssen. Was aber ist von einem Ergebnis zu halten, wenn 5 % im finanziellen Ruin des Anlegers enden, aber das Vermögen im Mittel ausreicht und genügend Puffer für zehn weitere Lebensjahre vorhanden ist? Sollte sich ein Anleger darauf einlassen und hoffen, dass seine Rentenphase ein gutes Ergebnis bringt, mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 %?

Nicht nur auf eine Anlageklasse setzen

Das erfordert einen gewissen Mut, aber der ist im Leben nötig. Denn, wie immer, ist zu beachten, dass die Ergebnisse der Vergangenheit nichts mit der Zukunft zu tun haben müssen. Es kann also vorkommen, dass in Zukunft ein Ergebnis erzielt wird, welches es noch nie gab. Aber wer will Ergebnisse wie 1929 wirklich erleben, wenn Aktienkurse im Durchschnitt um 95 % fallen, aber die eigene Altersvorsorge darauf aufbaut?

Der Wunsch liegt nahe, mit einer hohen Aktienquote auf eine hohe Rendite zu hoffen, um dadurch einer Reduzierung des Lebensstandards entgegenzuwirken. Aber wer glaubt, ein Anteil der Liquidität in Höhe von 15 %, um die Ausgaben der nächsten fünf Jahre zu decken, ändert etwas am Risiko, irrt sich: Wenn nach einem Absturz nur noch 20% des Aktienanteils übrig sind, wird das Geld am Ende nicht ausreichen. Und dann? Da rettet auch keine Festgeld-Treppe, die sich zwar einfach anhört, aber selten einen Unterschied bei der Rendite macht.

Es gibt nur eine Unterscheidung, wenn es in die Rentenphase geht und dafür Vermögen verzehrt werden muss. Entweder ist das Vermögen ausreichend, um sich von allen Risiken freizukaufen, oder nicht. Im letzteren und in der Regel dem häufigeren Fall, führt kein Weg an einer geeigneten Vermögensaufteilung vorbei. Sie sollte dabei in keinem Fall aus nur einer Anlageklasse bestehen, weil für jede Anlageklasse ein Fall denkbar ist, in dem diese katastrophal abschneidet und damit den Anleger in Probleme bringt.

Finanzielle Sicherheit ist ein kostbares Gut

Der Anleger muss deshalb zu einer Aufteilung des Vermögens kommen, mit der er sich wohl fühlt, also ruhig schlafen kann. Außerdem sollte er für diese Aufteilung Berechnungen mit Vergangenheitsdaten durchführen lassen und Katastrophen-Szenarien prüfen. Sollte er dann immer noch von seiner Aufteilung überzeugt sein, ist eine Ertragserwartung zu ermitteln und der Lebensstandard daran anzupassen.

Das ist kein leichtes Unterfangen und es ist immer noch weit weg von absoluter Sicherheit. Aber es bietet zumindest eine Basis, auf der mit gutem Gewissen in die Zukunft geblickt werden kann. Denn finanzielle Sicherheit ist im wahrsten Sinne des Wortes ein kostbares Gut und keinesfalls eines, bei dem unnötige Risiken eingegangen werden sollten.

Selbstverständlich ist es möglich, ganz allein zu einem Ergebnis zu kommen. Mit etwas Glück führt das auch zu einem angenehmen Lebensabend während der Rentenphase. Wer nicht genügend Puffer hat, sich nicht auf seine eigenen mathematischen beziehungsweise statistischen Fähigkeiten verlassen will und mehr Gewissheit wünscht, sollte einen Berater zu Rate ziehen. Die gute Nachricht ist, dass es davon mehr als genügend gibt und sich selbst Dienstleistungen wie eine Monte-Carlo-Simulation für kleines Geld zukaufen lassen.

Allerdings sollten sich Anleger von Lösungen fernhalten, die mehr als 80% Aktienanteil vorsehen, und von Beratern, die mit Festgeld-Treppen operieren. Damit geht jegliche Flexibilität für eine geringe Rendite verloren, die mit kurzlaufenden Anleihen ebenso gut dargestellt werden könnte. Selbst wenn es in der Vergangenheit Zeiträume gab, in denen das die beste Möglichkeit gewesen wäre – in der Zukunft wird es nur mit geringer Wahrscheinlichkeit erneut der Fall sein.