Eine Million Euro: Davon träumen viele. Aber warum eigentlich eine Million? Wie erreicht man sie? Und wie viel Risiko sollte man dabei eingehen?
Wer hat nicht den Wunsch, endlich eine Million Euro zu besitzen? Abgesehen von denjenigen, die es bereits geschafft haben. Aber warum eigentlich eine Million? Reicht eine Million aus, um sich alle Wünsche zu erfüllen?
Das ist schwer zu beurteilen und vermutlich individuell verschieden. Sicher ist jedoch, dass eine Million Euro heute etwas anderes sind als in 20 Jahren oder vor 20 Jahren. Und, dass es viele Wege gibt, im Laufe des Lebens ein Vermögen in Höhe von einer Million Euro aufzubauen.
Jeder Weg beginnt aber damit, den individuellen Betrag zu bestimmen, der angestrebt wird. Dazu kann man entweder alle Wünsche aufschreiben und den Betrag ausrechnen, der für ihre Erfüllung notwendig ist. Oder man kalkuliert einfach mit einem Vielfachen des aktuellen Jahreseinkommens.
Anschließend bestimmt man den Zeitpunkt, an dem der Betrag zur Verfügung stehen soll, beispielsweise in 20 Jahren. Beträgt die Inflation in den nächsten 20 Jahren knapp 3% jährlich, erhöht sich der Zielbetrag um 80%. Wem also heute 1.000.000 Euro ausreichen würden, der benötigt in 20 Jahren bereits 1.800.000 Euro.
Niemand weiß, wie hoch die Inflation in den nächsten 20 Jahren sein wird. Vielleicht liegt sie eher bei 2%, wie in den letzten 20 Jahren, oder aber bei 4%. Eines ist jedoch sicher – eine Million heute ist nicht mehr eine Million von früher, und je länger der Zeitpunkt in der Vergangenheit liegt, umso größer ist der Unterschied. Wer also 30 Jahre braucht und mit 4% Inflation rechnet, braucht schon 3.243.000 Euro.
In 15 Jahren mit einer Inflation in Höhe von nur 2% reichen allerdings 1.346.000 Euro. Ob für die Erreichung des Ziels letztlich 19 oder 21 Jahre benötigt werden, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Daher ist es völlig ausreichend, den gewünschten Betrag bei einer Inflation in Höhe von 3% einfach zu verdoppeln – aus einer Million Euro werden also am Ende zwei.
Ein Sparplan macht es leider nicht leichter
Schwieriger als die Bestimmung des Betrags wird im Anschluss die Auswahl des zu beschreitenden Weges. Die durchschnittliche Rendite am Aktienmarkt hilft als Referenz nur bedingt. Der Deutsche-Aktien-Index (DAX) beispielsweise hat am 31.12.2003 mit 3.965 Punkten geschlossen, 20 Jahre später waren es 16.752 Punkte. Eine Anlage in Höhe von 592.701 Euro war notwendig, um nach Abgeltungssteuer 2.000.000 Euro zu besitzen.
Beim S&P 500, der im selben Zeitraum von 1.112 auf 4.770 Punkte gestiegen ist, hätte etwas weniger ausgereicht, nämlich 584.463 US-Dollar, um zum Schluss über 2.000.000 US-Dollar zu verfügen. Aufgrund des Wechselkursgewinns über diesen Zeitraum in Höhe von knapp 14% entsprach dies einer initialen Anlage von nur 513.657 Euro in den S&P 500. Dafür musste allerdings auch ein Startkapital in Höhe von mehr als einer halben Million Euro zur Verfügung stehen.
Ein Sparplan macht es leider nicht leichter. Dann müssten monatlich 5.118 Euro gespart und 6% Rendite erzielt werden. Insgesamt betragen die Einzahlungen über 20 Jahre sogar 1.105.000 Euro, um nach Steuern ebenfalls 2.000.000 Euro zur Verfügung zu haben.
Oder die Einzahlungen starten nur mit 4.031 Euro und werden jährlich um die Inflation erhöht. Dann müssen im 20. Jahr bei 3% Inflation monatlich 7.068 Euro eingezahlt werden. In Summe also mit 1.300.000 Euro etwas mehr, aber die gefühlte Belastung ist gleichmäßiger verteilt, bei gleichem Ergebnis.
Glückspilze oder Visionäre hätten 2.000.000 Euro in 20 Jahren durch eine Investition von 20.662 Euro in Amazon zum Jahresende 2003 oder, wer etwas weniger Kapital zur Verfügung und dafür noch mehr Glück hatte, 10.176 Euro in Netflix erreichen können. Das klingt zwar aus Sicht der Investitionshöhe machbar, aber die Auswahl und die Standhaftigkeit, schwächere Phasen ohne Verkauf durchzustehen, waren sehr schwer.
Bessere Chancen in anderen Anlageklassen?
Eine weitere Möglichkeit wäre die Investition in Immobilien. Im Nachhinein hätte jeder Kauf mit Kredit-Finanzierung zu enormen Gewinnen geführt, weil die Zinsen die längste Zeit sehr gering waren. Die Preise sind immer weiter gestiegen und bei positivem Geldfluss wäre ein Vermögen in Höhe von 2.000.000 Euro sogar mit nur geringem Eigenkapital erzielbar gewesen.
Schwierig war es, die Banken zur Vergabe hoher Kredite zu bewegen. Wer konservativ 50% des Wertes finanziert hat, hat gut verdient, brauchte aber schon viel eigenes Kapital. Bei 80% Beleihung waren es schon sehr gute Renditen und bei 100% gigantische Erträge.
Die Frage nach dem Weg zur Million mag daher seit Jahren die gleiche sein, aber die Antwort verändert sich fortlaufend. 2003, nach 3 Jahren Kursrückgängen in Folge des Dotcom-Crashs, bot eine Investition in Aktien ein gutes Verhältnis von Chancen zu Risiken. Bei einem Zins der EZB von 2% Kredite aufzunehmen, um damit Immobilien zu kaufen, war auch eine gute Idee, zumal die Immobilien gleich als Sicherheit für den Kredit genutzt werden konnten. Heute allerdings liegt der 10-Jahres-Zins bei etwa 3,5%, die Aktienmärkte erklimmen ständig neue Höchstkurse und Immobilienpreise sind nur wenige Prozente vom einstigen Hoch gefallen.
Die Antwort sollte außerdem berücksichtigen, dass das bereits vorhandene Vermögen eine große Rolle spielt. Ob als Ausgangsbasis gar kein Vermögen, bereits 10.000 Euro oder sogar schon 100.000 Euro vorhanden sind, macht einen signifikanten Unterschied. Nicht umsonst sind die ersten 100.000 Euro auf dem Weg zur Million die schwersten. Das Gleiche gilt aber auch für die ersten 10.000 Euro auf dem Weg zu den ersten 100.000 Euro.
Für die ersten 10.000 Euro ist der Weg einfach
Deshalb geht es mit den ersten 10.000 Euro los, um die ersten 100.000 Euro zu erreichen. Wobei die Grenzen allerdings fließend sind und nur der groben Orientierung dienen. Ob es letztlich 9.000 Euro, 75.000 Euro oder 110.000 Euro sind, spielt keine Rolle.
Für die ersten 10.000 Euro ist der Weg einfach – sie müssen gespart werden, weil mögliche Erträge noch gering sind. Also sind geringere Ausgaben als Einnahmen die Voraussetzung. Der Weg kann beschleunigt werden, wenn Ausgaben noch gesenkt oder Einnahmen erhöht werden. Am besten natürlich beides gleichzeitig.
Sind die ersten 10.000 Euro erreicht, können die 100.000 Euro in Angriff genommen werden. Während anfallende Erträge zu Beginn noch zu vernachlässigen sind, werden sie mit wachsendem Vermögen immer wichtiger. Die zukünftigen Erträge hängen jedoch in großem Ausmaß von der aktuellen Marktsituation ab. Ohne eine Investition in Anlageklassen, die überhaupt eine ausreichende Rendite ermöglichen, wird es nicht funktionieren: Zu wenig Risiko einzugehen, kann auch ein Risiko sein.
Die Schwierigkeit bei der Geldanlage in dieser Vermögensregion ist die Kontrolle des Risikos, weil Diversifikation schwer ist. Zu wenig Risiko wiederum hemmt die Rendite und verlängert die Länge des Wegs. Mit steigendem Vermögen wird zumindest das einfacher.
Vorher gilt es, verschiedene Anlageklassen kennenzulernen und erste Erfahrungen bei der Geldanlage zu sammeln. Es geht nichts darüber, sich eine Meinung zu bilden und eigenes Geld darauf zu setzen. Der Markt an Wertpapieren bietet viele Anlageklassen, die einfach und zu geringen Kosten gehandelt werden können. Niemand liegt immer richtig, aber das gilt für jeden anderen Investor oder Vermögensverwalter auch.
Der Preis ist vom Wert zu unterscheiden!
Mit einem Vermögen von 100.000 Euro oder mehr kommen zusätzliche Anlageklassen in Betracht. Immobilien und Beteiligungen sind grundsätzlich immer interessant, bergen jedoch das Risiko, dass ungeplante weitere Investitionen folgen. Daher muss neben der Investition zusätzliches Kapital als Puffer vorhanden sein. Bietet sich aber eine Gelegenheit mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis, kann durchaus mehr Kapital eingesetzt werden, ohne gleich das gesamte Vermögen zu riskieren.
Irgendwann im Laufe der Zeit führt vermutlich kein Weg mehr an Krediten vorbei, weil Fremdkapital die erzielte Rendite deutlich steigern kann. Das ist notwendig, wenn es schnell zur Million oder darüber hinaus gehen soll. Außerdem lohnt es sich noch mehr, den Blick über alle möglichen Anlageklassen schweifen zu lassen.
In jeder Marktphase sind die Chancen und Risiken für einzelne Anlageklassen unterschiedlich. Manchmal lohnt es sich auch, Geduld zu haben und einfach zu warten. Das könnte aktuell der Fall sein, weil noch nicht absehbar ist, ob die Wirtschaft wirklich weich landet oder nicht doch in eine Rezession abgleitet. Beides bietet große Chancen, aber – wie immer – nicht ohne Risiko.
Mit den Erfahrungen zur Geldanlage, die man auf dem Weg sammelt, wird der zukünftige Weg immer leichter werden. Eine gute Diversifikation verhindert, dass besondere Ereignisse zu großen Verlusten führen, und hilft, positive Überraschungen nicht zu verpassen.
Erfolg bei der Geldanlage basiert letztlich darauf, große Fehler zu vermeiden und die wenigen Gelegenheiten zu nutzen, die herausragende Chancen bieten. Keine Geldanlage ist absolut sicher, aber wenn das Risiko überschaubar ist, lohnt es sich, den Einsatz zu erhöhen. So kann das Äquivalent zur Million Euro in vertretbarer Zeit erreicht werden. Auch die erste Million ist die schwerste.